29. Dezember – Spaß im Pool

Harald und Juliane, unsere Wetterfrösche von der Bordwetterwarte, durften baden gehen! In unseren Pool, mit Kleidung und unter Aufsicht von Carola (2. Nautische Offizier). In regelmäßigen Abständen müssen die Überlebensanzüge auf Funktionalität getestet werden. SONY DSC SONY DSCIm Falle einer Havarie ist es wichtig, dass diese Anzüge wasserdicht sind, denn nur so hat man überhaupt eine Chance zumindest für kurze Zeit hier unten im eisigen Meer zu überleben. Bei Wassertemperaturen von 0°C schützen diese Überlebensanzüge bis zu 6 Stunden vor dem Erfrieren. Juliane und Harald müssen den Anzug innerhalb von 2 Minuten anziehen und alle Luft aus ihm entfernt. Hierzu gehen sie in die Hocke und machen sich so klein wie sie können. Carola hilft, dann gehen sie ins Wasser. An den Handgelenken befinden sich Manschetten, welche die Ärmel abdichten, die Hosenbeine gehen direkt in Stiefel über. Somit kann, wenn alles dicht ist, eigentlich nur noch an der Manschette im Gesicht Wasser eindringen. Um dies zu testen dreht Harald sich mehrfach an der Wasseroberfläche und taucht teilweise mit dem Gesicht unter. Die beiden treiben ziemlich entspannt an der Wasseroberfläche und scheinen richtig viel Spaß zu haben. Ihre normale Kleidung, die sie unter dem Überlebensanzug getragen hatten, ist tatsächlich komplett trocken geblieben. In jeder Kammer befinden sich diese orangefarbenen Anzüge. Die Einheitsgröße sollte jedem passen.

Matthias fragt: Ist Krill essbar?
krill
Lieber Matthias
Wir haben zu deiner Frage nicht den Koch befragt, sondern eine Krillspezialistin, die am Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven arbeitet: Dr. Bettina Meyer. Sie war schon oft in der Antarktis und forscht seit Jahren an Krill. Sie leitet sogar eine Arbeitsgruppe, die sich antarktische Krillgruppe nennt. Hier kommt Bettinas Antwort:
Wenn der Krill nach dem Fang direkt eingefroren wird, bevor er in der Küche verarbeitet wird, ist er essbar. Er darf nicht lange nach dem Fang herumliegen, da er sehr aggressive Verdauungsenzyme hat, die ihn von innen auflösen. Weiterhin hat sein Panzer einen hohen Fluoridanteil, der dann auch in das Fleisch übergeht und ihn ungenießbar macht.
Bettina

10-Minutenwerte der Bordwetterwarte vom 29.12.12 11:01 UTC

  •      Lufttemperatur    -3.8    °C
  •      Wassertemperatur    -2.0    °C
  •      Luftdruck    991.4    hPa
  •      Luftdruck, reduziert    993.7    hPa
  •      Wahre Windgeschwindigkeit    5.5    m/s
  •      Wahre Windrichtung    162.6    °
  •      Relative Windgeschwindigkeit    7.0    m/s
  •      Relative Windrichtung    310.0    °
  •      Relative Luftfeuchte    98    %
  •      Globalstrahlung    879    W/m²
  •      Höhe Wolkenuntergrenze    0    ft
  •      Sichtweite    63554    m
  •      Position/Länge    -21.27816    °
  •      Position/Breite    -69.71996    °
  •      Schiffsgeschwindigkeit    7.3    kn
  •      Schiffskurs    253.3    °

 

28. Dezember – Vögel

Während unserer Expedition werden die Vogelsichtungen vom PolE-Team penibel protokolliert und Fotobeweise angefertigt. Das Vorkommen und die geographische Verbreitung der einzelnen Arten werden mit ozeanographischen Daten, wie zum Beispiel der Wassertemperatur, abgeglichen. Wie man anhand des beigefügten Bestimmungsbeispiels erkennen kann, ist es als Laie sehr schwierig die Vögel eindeutig einer Art zuzuordnen, da sie sich auf den ersten Blick sehr ähnlich sehen. 30Bestimmungshilfe

Die Ornithologen (Vogelkundler) haben jedoch ein geschultes Auge und greifen im Zweifelsfall auf ihre Fotos zurück. Auf der beigefügten Landkarte sieht man, dass der dunkelblaue Bereich zwischen Australien und Südafrika schon sehr gut erforscht ist. Der südwestlich gelegene Bereich dieses Gebietes, weist jedoch noch einige Fragezeichen auf und wird von unserer Reiseroute zumindest partiell abgedeckt. 30Forschungsgebiete

Vielleicht wird unsere Forschungsreise den Ornithologen neue Ergebnisse liefern oder bereits vorhandene bestätigen. Nach Auswertung ihrer Protokolle erhalten sie Grafiken wie die der Dark-mantled Sooty Albatrose (Dunkelalbatros) und der Light-mantled Sooty Albatrose (Graumantel-Rußalbatros) (vgl. Abbildung 1). 30RoteListe 30Rote_Liste1 30light_manteled_Albatros 30AntarcticPetrel

Links ist in orange bis lila die Temperatur des Wassers in Bezug auf die Breitengrade dargestellt. Die grün-schwarze Kurve zeigt wo Daten erhoben wurden, denn da auf dieser Reise, (welche letztes Jahr stattfand) nur 2 Ornithologen an Bord waren, gibt es die schwarzen Bereiche, die nicht observiert wurden, da beide Wissenschaftler geschlafen haben, sowie grüne Fahrtabschnitte, die von einem der beiden observiert wurden. Die horizontalen blauen bis grauen Linien stellen die verschiedenen Fronten dar (Temperatursprünge im Meer), wobei die letzte graue Linie bei 58° südlicher Breite die Eisgrenze markiert. Die beiden rechten Diagramme stellen die Abwesenheit (absent) sowie das Vorkommen (present) von jeweils der Dark-mantled Sooty Albatrosse sowie der Light-mantled Sooty Albatrosse ebenfalls im Bezug zur geographischen Breite dar. Man erkennt somit sehr deutlich, dass sich die Dark-mantled Sooty Albatrosse nur in Gebieten von etwa 38° – 44° südlicher Breite aufhalten und die Light-mantled Sooty Albatrosse weiter im Süden bei Breitengraden von ca. 46°-57°. Eine mögliche Hypothese für dieses Verhalten ist die Vermeidung von Konkurrenz.
30Chart

Abb 1.: Verbreitung Dark-manteld Soothy Albatros und Light-manteled Soothy Albatros

Desweiteren gibt es Grafiken, welche die Anzahl der Tiere einer Art in Bezug zur geographischen Breite darstellen. Eine solche Grafik ist in Abbildung 2 dargestellt. Die x-Achse zeigt von links nach rechts die Zunahme der Vögel von 1 bis 1000. Die y-Achse zeigt von oben nach unten die Breitengrade von 34° bis 71° südlicher Breite. Die schwarzen Markierungen im Diagramm zeigen die Anzahl der Sichtungen des Antarctic Petrel (Antarktischer Sturmvogel) auf dem jeweiligen Breitengrad auf der Fahrt in Richtung Süden, die roten Markierungen die Sichtungen auf der Rückfahrt der gleichen Strecke (Antarktis-Kapstadt) in Richtung Norden. Die meisten Antarctic Petrels kommen auf der Hin- als auch auf der Rückfahrt in Gebieten um den 58. südlichen Breitengrad vor.

30AntarcticPetrelChart

 

 

 

 

 

 

 

 

Abb 2.: Anzahl und Verbreitung Antarctic Petrel

Anhang von Langzeitstudien können somit Veränderungen innerhalb von Populationen erfasst werden. Der Dark-manteld Soothy Albatross als auch der Black-browded Albatross gehören inzwischen zu den gefährdeten Arten (in den Fotos mit EN gekennzeichnet – das steht für endangered species), da die Populationsgröße aufgrund der Langleinenfischerei stark abnimmt. Die Tiere erspähen aus der Luft die Köder, welche an Haken an der Leine befestigt sind, fressen sie und verenden qualvoll im Wasser. Eine Möglichkeit wie die Albatrosse geschützt werden könnten, wäre Gewichte an die Langleinen anzubringen, damit diese unter die Wasseroberfläche absinken und die Köder somit von den Albatrossen nicht mehr wahrgenommen werden.

27. Dezember – Pinguine

29AdeliepinguinMeine Lieblingstiere sind definitiv Pinguine und da bin ich an Bord nicht die einzige. Wir sehen sie relativ häufig schwimmend im Wasser oder auf Eisschollen sitzend, liegend, herumlaufend. Sie sind sehr neugierig und wirken immer etwas tapsig und drollig wenn sie mit ihren kurzen Beinen über das Eis hüpfen oder watscheln. Wenn sich das Schiff nähert, schauen sie gespannt was passiert und scheinen erst nicht zu begreifen, dass wir näher und näher kommen und das Schiff den Kurs auch nicht so schnell ändern kann. Doch dann ergreifen sie doch die Flucht. Sie versuchen zu rennen, fallen irgendwann nach vorne um, weil ihre kurzen Beine nicht mithalten können, und rutschen dann auf dem Bauch schnell in Richtung Wasser, tauchen ab, schwimmen davon. Einige Meter weiter tauchen sie häufig wieder auf, springen auf eine Eisscholle hinauf und beobachten alles weitere aus sicherer Entfernung. Sie sind die Attraktion schlechthin und wohl die meist fotografierten Tiere auf dieser Expedition! Jeder liebt sie, man kann sich nicht sattsehen!
Insgesamt gibt es 17 verschiedene Arten. Obwohl sie zu den Vögeln gehören, können sie nicht fliegen. In der Antarktis leben vorwiegend Adéliepinguine, Zügelpinguine, Kaiserpinguine, Macaronipinguine und Eselspinguine. Wenn wir nach Chile kommen werden wir auch Felsenpinguine sehen.29Kaiserpinguin 30Zügelpinguin1
Die Kolonie an der Neumayer Station konnten wir aus zeitlichen Gründen leider nicht besuchen. Außerdem wäre eine schaulustige Ansammlung von Touristen auch ein zusätzlicher Stressfaktor für die Tiere gewesen, der wenn möglich vermieden werden soll. Unsere Filmteams bekamen jedoch die Erlaubnis die Kaiserpinguine in der Kolonie zu filmen und werden sicherlich Filmmaterial zur Verfügung stellen. Die Pinguine stehen in der Kolonie nahe zusammen, denn besonders bei kalten Temperaturen und Wind, ist es im Gruppeninneren wärmer als außen. Auf den ersten Blick erscheint diese Ansammlung von Pinguinen als eine unbewegliche Einheit. Doch dies täuscht, denn in regelmäßigen Zeitabständen, etwa alle 30 Sekunden, bewegen sie sich einen Schritt vorwärts, damit die Eier, die auf ihren Füßen liegen, an der eiszugewandten Seite, nicht zu kalt werden. Beobachtet man die Kolonie über einen längeren Zeitraum, erkennt man, dass sich die Pinguine, alle gemeinsam, langsam im Kreis drehen und diejenigen, die außen stehen nach innen wechseln. So entstehen langsame, koordinierte Bewegungen, die jeweils durch ein beliebiges Tier gestartet werden. Weibchen und Männchen brüten abwechselnd. Wenn sie nicht jagen, ernähren sie sich von ihren Fettreserven. Die Jungen werden nach der Jagd mit Futter von den Eltern versorgt.
Hinter folgendem Link verbirgt sich eine Grafik über den Lebenszyklus der Kaiserpinguine in der Antarktis.
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Penguin-lifecycle-de.svg&filetimestamp=20120414200644

Weitere Informationen zu Pinguinen, zum Beispiel warum sie keine kalten Füße bekommen, gibt es unter:
http://www.planet-wissen.de/wissen_interaktiv/pinguine.jsp

Fotonachweis: Adélie Penguin (Alain Debroyer/PolE), Emperor Penguin (Alain
Debroyer/PolE), Chinstrap Penguin (Diederik D’Hert/PolE)

26. Dezember – Wale

Diederik D’Hert (Biologie- und Chemielehrer in Belgien) ist an Bord, um marine Vögel, Robben und Wale zu beobachten, zu zählen, zu protokollieren und zu fotografieren. Er ist einer von drei Wissenschaftlern, die in Schichten, 24 Stunden am Tag auf der Brücke anzutreffen sind. Sie stehen immer über Funk in Verbindung. 28_BuckelwalAuch beim Essen liegen meistens Funkgerät und Fernglas auf dem Tisch. Wenn Diederick plötzlich aufspringt und los sprintet, lohnt es sich meistens ebenfalls alles stehen und liegen zu lassen, hinterher zu rennen, denn dann wurde höchstwahrscheinlich ein Orka oder ein anderer Wal gesichtet. Heute hat er, als Experte, den Blogeintrag übernommen 28_Buckelwal1und einige Fotos, die während dieser Reise entstanden sind, zur Verfügung gestellt. Weiter untern findet Ihr die deutsche Übersetzung.

As we were sailing in the ice, the Polar Ecology Team(PolE – Team) kept on conducting whale and bird censuses. Generally speaking, whales are most easily found by looking for blows (spouts) and footprints. Whales are mammals and although they can dive for a long time, they need to come to the surface to breath. When they exhale the air (that has a low oxygen content as most of its oxygen was consumed during diving) from their lungs, the water vapor in its air condenses and creates a typical fountain that stays – depending on the weather conditions – visible for up to almost 15 seconds and can be detected up to 10 nautical miles (if it is a large whale and there are good visibility conditions). The size (from less than one meter up to eight meters) and shape (bushy or tall) of the blow depends on the species and can be used as a first clue to the identification of the species. Sperm whales for instance produce low, bushy left-directed blows (see picture). When whales break the water surface to breath, white wavelets are created, leaving a typical smooth patch with some white foam as they dive: a footprint. 28PottwalWhen the whale itself is seen, the position and shape of the dorsal fin, the body color, size, presence or absence of a fluke and shape of the tail are important features for identifying a species.
Today, only three minke whales have been seen. The minke whale is the most common species to be found in the ice, but difficult to spot due to its behavior: it is a small baleen whale that has a rather inconspicuous blow, surfaces quickly and it is hard to predict if, where and when it will surface again. The minke whale belongs to the baleen whales, together with blue whale, humpback whale and fin whale (all of them have been seen already during this expedition). Whales and dolphins all belong to the taxonomic Order cetacea (cetaceans). The order of the cetacean is divided into the baleen whales and toothed whales. In contrast to the toothed whales – like the Sperm Whale and killer whale – baleen whales don’t have any teeth (they do show however traces of tooth development during their embryotic stages), but instead have a large number of baleens. They are made of keratin and have barb-like sides. The baleen whales feed by taking a huge quantity of water in their mouth. Invertebrates – mainly krill – are then filtered out from the water while it is expelled out of the mouth through the baleens. Toothed whales (dolphins and sperm whales) on the other hand prey mainly on fish or squid.
28OrkaThe killer whale, one of the top predators in the Antarctic, even catches penguins, seals and other whales. As a group of about 10 animals was seen yesterday, we hoped to meet this species again today. However, no luck…

Während wir durch das Eis fahren, erhebt das PolE-Team (Polar Ecology = Polarökologie) Wal- und Vogeldaten. Wale können am einfachsten lokalisiert werden, wenn man nach ihrem Blas und dem sogenannten Fußabdruck (Erklärung siehe unten) Ausschau hält. Wale gehören zu den Säugetieren. Obwohl sie lange Zeit tauchen können, müssen sie zum Atmen an die Oberfläche kommen. Wenn sie ausatmen hat diese Luft einen geringeren Sauerstoffgehalt als die zuvor eingeatmete Luft, da der meiste Sauerstoff während des Tauchens verbraucht wurde. Der Wasseranteil der Ausatemluft kondensiert an der kalten Meeresluft und es entsteht der typische Blas, welcher je nach Wetterbedingungen, bis zu 15 Sekunden lang und über eine Entfernung von bis zu 10 Seemeilen zu sehen ist (bei großen Walen und gutem Wetter). Die Größe (kleiner als ein Meter bis zu acht Metern) und Form (flacher und höher) des Blas ist von  Art zu Art verschieden und kann als erstes Merkmal für die Artbestimmung genutzt werden. Pottwale haben beispielsweise einen kleinen und nach links ausgerichteten Blas (siehe Foto). Wenn Wale zum Atmen an die Oberfläche kommen hinterlassen sie kurzzeitig den sogenannten Fußabdruck: typische Wellenbewegungen des Wassers, gepaart mit einem charakteristischen Luftblasenmuster. Wenn man das eigentliche Tier sieht, liefern Merkmale wie Lage und Form der Rückenflosse, Farbe des Körpers, Größe des Wals, Vorkommen einer Fluke und Form des Schwanzes weitere Hinweise auf die Art.
Heute wurden nur drei Zwergwale gesichtet. Der Zwergwal ist zwar die häufigste Art hier im Eis, aber aufgrund seines Verhaltens sehr schwer zu finden. Er ist ein kleiner Wal mit einem unauffällig Blas, er ist nur kurz an der Oberfläche und es ist sehr schwer vorherzusehen ob, wo und wann er wieder auftauchen wird. Der Zwergwal gehört zusammen mit den Blauwalen, Buckelwalen und Finnwalen zu den Bartenwalen (alle wurden auf dieser Expedition bereits gesichtet). Wale und Delphine werden wissenschaftlich in der Ordnung Cetacea zusammengefasst. Diese unterteilen sich in die Barten- (mysticeti) und Zahnwale (odontoceti). Im Gegensatz zu den Zahnwalen – wie dem Pottwal und Killerwal – haben die Bartenwale keine Zähne. Während ihrer Embryonalentwicklung sind jedoch Zahnanlagen rudimentär vorhanden. Anstatt Zähne haben sie viele Barten. Diese bestehen aus Keratin und haben einen Haarsaum an der Seite. Die Bartenwale filtern riesige Wassermengen und fressen die darin enthaltenen wirbellosen Tiere – hauptsächlich Krill. Zahnwale dagegen fressen hauptsächlich Fisch oder Tintenfisch (Delphine und Pottwale). Der Killerwal, ein gefürchteter Jäger in der Antarktis, frisst sogar Pinguine, Robben oder andere Wale. Gestern wurde eine Schule von 10 Killerwalen gesehen. 28Pottwal1Wir hoffen, dass wir heute wieder welche sehen. Bislang hatten wir jedoch noch kein Glück.

10-Minutenwerte der Bordwetterwarte vom 26.12.12 13:41 UTC

  •      Lufttemperatur    -1.1    °C
  •      Wassertemperatur    -0.9    °C
  •      Luftdruck    993.8    hPa
  •      Luftdruck, reduziert    996.1    hPa
  •      Wahre Windgeschwindigkeit    8.3    m/s
  •      Wahre Windrichtung    158.4    °
  •      Relative Windgeschwindigkeit    8.3    m/s
  •      Relative Windrichtung    35.0    °
  •      Relative Luftfeuchte    93    %
  •      Globalstrahlung    439    W/m²
  •      Höhe Wolkenuntergrenze    1583    ft
  •      Sichtweite    26515    m
  •      Position/Länge    -10.48944    °
  •      Position/Breite    -66.99187    °
  •      Schiffsgeschwindigkeit    0.3    kn
  •      Schiffskurs    67.9    °

25. Dezember – 1. Weihnachtsfeiertag

In den frühen Morgenstunden ging der erste Float über Bord. Eine Mooring wurde eingeholt, eine andere ausgesetzt. Nachmittags hatten Nina und ich eine CTD und die Eiswache. Ein wissenschaftliches Forschungsprogramm kennt keine Feiertage: „It is not a cruise, it’s an expedition!“ Ein allseits beliebter Spruch hier an Bord. Trotz der Arbeiten ist es heute sehr ruhig. 27EisbombeDie Köche verwöhnen uns mit Weihnachtsgans, Knödeln und Blaukraut. Als Nachtisch folgt eine Eisbombe. Zum Kaffee servieren sie Schwarzwälderkirschtorte. Doch mit dem eigentlichen kulinarischen Highlight überraschen sie uns am Abend. Im Heli Hangar ist ein Buffet vom Feinsten angerichtet. Shrimps, Lachs, Schwein, asiatische Dumplings, Antipasti, Käse- und Wurstplatten, Nachtisch! Wer soll das alles essen???27Lachs Ich fürchte es wird ganz schön hart werden, zu Hause wieder selber kochen zu müssen!

27HeliHangar

24. Dezember – Leise rieselt der Schnee

Heute ist der letzte Tag an der Schelfeiskante. Die Entladungsarbeiten sind fast abgeschlossen. Es wurden jede Menge Container aufs Eis übergesetzt, denn die Neumayer Station muss für mehr als ein halbes Jahr von Müsli bis hin zu Toilettenpapier mit allem versorgt sein was man zum Leben und Arbeiten braucht. Andererseits wird dort auch einiges an Abfall produziert. Dieser wird von uns mitgenommen und zu Hause fachgerecht entsorgt. Nichts darf in der Antarktis verbleiben, dies ist vertraglich geregelt. Als wir auf unserer Schlittenfahrt ein Stück Klebeband, welches sich vom Pistenbully gelöst hat, verloren haben, hat der Fahrer sofort angehalten und danach gesucht. Die Antarktis ist ein riesiges Naturschutzgebiet und soll vom Menschen so wenig wie möglich beeinflusst werden. Wir sind Gäste hier und so sollte man sich auch verhalten.
Für mich hat der Weihnachtstag mit einer Tankwache begonnen. Der vorletzte Container. Während wir auf dem Container saßen, fing es tatsächlich langsam an zu schneien, wie Harald es vorhergesagt hatte! Danach hieß es Abschied nehmen. Die Neumayer Crew stand winkend am Schelfeis, wir winkend an der Reling. Über die Bordlautsprecher kam ‚Time to say goodbye‘. Die Stimmung war bei einigen eher gedämpft, andere freuten sich. Nach fast drei Tagen Ausnahmezustand und logistischen Meisterleistungen, sehnte sich doch der ein oder andere nach dem Schiffsalltag. Kurz nach Ablegen, nur wenige Meter von der Eiskannte entfernt, ging die ‚Weihnachts-CTD‘ ins Wasser. Allerdings nur bis knapp 300 Meter.
Abends waren alle zu den Feierlichkeiten im Blauen Salon eingeladen. Es gab Glühwein, Lebkuchen und Spekulatius. Kapitän Pahl sowie unser Fahrtleiter Olaf hielten beide eine Rede, Olaf gab zusätzlich ein kleines Gitarrenkonzert. Edith hatte eine Weihnachtsgeschichte vorbereitet und Eva begleitete die Weihnachtslieder am Klavier. Der Raum war dekoriert mit Weihnachtsbaum, Weihnachtschmuck und einer persönlichen Erinnerungskarte für jeden. Nach dem offiziellen Teil, ging es im Zillertal, der Bar, mit Wichteln weiter. Für das Ausschenken der Getränkte sind die Wissenschaflter zuständig. Dieses Mal war ich mit den beiden Belgiern an der Reihe.
Allen meinen Lesern wünsche ich schöne und erholsame Weihnachtsfeiertage! Genießt die Schulferien!

Weihnachtskarte aus der Antarktis

10-Minutenwerte der Bordwetterwarte vom 24.12.12 12:01 UTC

  •      Lufttemperatur    3.9    °C
  •      Luftdruck    luft.druck    hPa
  •      Luftdruck, reduziert    3.9    hPa
  •      Wahre Windgeschwindigkeit    354    m/s
  •      Wahre Windrichtung    752    °
  •      Relative Windgeschwindigkeit    67429    m/s
  •      Relative Windrichtung    991.7    °
  •      Relative Luftfeuchte    133.7    %
  •      Globalstrahlung    glob.rad    W/m²
  •      Höhe Wolkenuntergrenze    h.wug    ft
  •      Sichtweite    s.visibl    m
  •      Position/Länge    -8.11639     °
  •      Position/Breite    -70.30678    °
  •      Schiffsgeschwindigkeit    994.0    kn
  •      Schiffskurs    93.0    °

 

23. Dezember – Neumayer Station III

25OrtsschildJeder Tag ist aufregend und spannend, doch das absolute Highlight dieser Reise ist der Besuch der Neumayer Station III. Sie ist seit Februar 2009 in Betrieb und liegt auf dem Eckströmschelfeis, etwa 17 km von unserer Anlegestelle entfernt. Neben der Neumayer Station gibt es noch andere Forschungsstationen im ewigen Eis. Die Karte bietet einen Überblick über deren Lage.
http://www.planet-wissen.de/natur_technik/polarregionen/menschen_in_der_antarktis/img/tempx_antarktis_karte2_g.jpg
Für die Fahrt durchs Eis benötigen wir gute 90 Minuten. Warm eingepackt sitzen wir in den roten Anzügen auf einem Lastenschlitten und werden von einer Pistenraupe gezogen. Es ist recht holprig, die Fotos sind fast alle verwackelt.  25neumeier-viewSONY DSC SONY DSC    SONY DSCSONY DSC 25WegweiserDie Piste ist durch Fahnen markiert, ansonsten würde man sehr schnell die Orientierung verlieren und vom Weg abkommen. Auf halber Strecke kommt uns eine Pistenraupe entgegen, ansonsten sehen wir lange Zeit nur Schnee und Eisberge am Horizont. Je näher wir zur Neumayer Station kommen, umso stärker verändert sich das Landschaftsbild. Wir passieren das Sommer- und Winterlager, eine Ansammlung von weit voneinander entfernt stehenden Containern (damit es weniger Schneeverwehungen gibt und zwischen ihnen geräumt werden kann). Pistenraupen kommen uns entgegen und Skidoos, die einen Nansenschlitten ziehen, auf dem der Survivalbag (die Überlebensausrüstung) befestigt ist. In der Ferne können wir die Station schon sehen! Wir werden von Thomas, dem Meteorologe des letztjährigen Überwintererteams, begrüßt und bekommen eine Führung. Momentan leben fast 50 Leute in der Station, überwintern werden allerdings nur neun: 4 Wissenschaftler, 3 Techniker, ein Koch und eine Ärztin. Barbara, die Ärztin, kommt aus Deckenpfronn bei Herrenberg! Sie hat von meiner Teilnahme an der Expedition im Gäubote gelesen und wollte mich kennenlernen. Unfassbar was es für Zufälle gibt! Wir haben natürlich sofort e-mail Adressen ausgetauscht und werden über die Expedition hinaus in Kontakt bleiben. Die Führung durch die Station begann im Keller bei der Hydraulikanlage. Damit die Station nicht im Eis versinkt, kann sie über diese Anlage angehoben werden. Dafür werden die Hydraulikstempel einzeln angehoben und mit Schnee unterfüttert. Wenn sie alle gleichzeitig wieder ausgefahren werden, hebt sich die Station langsam nach oben. Im letzten Winter wurde die Höhe um 2 Meter korrigiert. Danach ging es weiter zu den Kühlcontainern, Sportraum, durch die Küche, Krankenstation, Wohnzimmer und Freizeitbereich, durch die Labore bis hinauf aufs Dach in den roten ‚Würfel‘, indem der Meteorologe täglich seine Wetterballons vorbereitet. Von dort hat man eine herrliche Aussicht über das ganze Gelände, auf dem sich in einiger Entfernung verschiedene Messstationen befinden, sowie eine Container-Bibliothek, ein Windrad zur Stromerzeugung, Schneefahrzeuge und Lagercontainer. In weiter Ferne kann man sogar die Polarstern über die Schelfeiskannte hinausragen sehen.
Wer auf Neumayer überwintern möchte, wird auf alle Extremsituationen vorbereitet, denn die Winter in der Antarktis sind hart. Jetzt haben wir Sommer und es herrschen Temperaturen wie bei uns in einem milden Winter, knapp um 0°C. Pepe, der Koch, hat mir jedoch erzählt, dass im Winter bei Temperaturen von -40°C schon nach wenigen Sekunden ohne Handschuhe die ersten Erfrierungserscheinungen an den Händen auftreten. Außerdem können unglaubliche Stürme über die Antarktis hinwegfegen. Thomas, der Meteorologe, hat das Experiment gewagt, sich für kurze Zeit und angeseilt, in solch einen Sturm zu begeben. Der Film dazu ist unter folgendem Link zu finden.

Den ganzen Winter über sind neun Menschen auf sich selbst gestellt. Sie müssen allen Situationen gewachsen sein. In regelmäßigen Abständen gibt es Sicherheitstrainings, denn von Feuer bis Eis müssen die Überwinterer alles bewältigen können. Im Filmbeitrag geht es um eine Brandschutzübung der letztjährigen Überwinterer.


Mehr Informationen zur Neumayer Station III gibt es hier zu sehen und auf der Homepage des Alfred-Wegener-Instituts.

SONY DSCWieder ‚zu Hause‘ und überwältigt von den vielen Eindrücken, haben wir den Abend im roten Salon auf der Polarstern alle gemeinsam ausklingen lassen. Für Morgen hat unser Bord Meteorologe Harald Schnee angesagt. Weiße Weihnachten in der Antarktis!

22. Dezember – Atkabucht

Die Vorfreude ist groß, nur ein Eisberg versperrt und noch die Sicht auf die Atkabucht, in der wir anlegen werden. Meine Geduld wird wieder auf eine harte Probe gestellt. Der Eisberg ist größer als alle anderen, die wir bisher passiert haben. Seit 30 Jahren fährt das AWI nun auf Expedition hier her und noch nie hat ein Eisberg den Eingang in die Atkabucht versperrt.24riesenEisberg Atkabucht Bis um halb drei Uhr nachts habe ich auf der Brücke ausgeharrt, die letzte Ecke des Eisbergs war greifbar nahe, doch das Eis vor uns war so massiv, es ging nur meterweise voran. Unsere Wetten, wie viele Anläufe das Schiff noch braucht, um durchs Eis zu kommen, damit wir endlich um die Ecke schauen können, haben wir alle haushoch verloren. Anstatt 6-8 Anläufe wie wir uns das vorgestellt hatten, wurden es viel mehr. Bei ca. 25 habe ich aufgehört zu zählen, und um die Ecke schauen konnten wir noch immer nicht. Am nächsten Morgen war die Aussicht dafür umso schöner! Ein Panorama vom Feinsten: SONY DSCSchelfeis so weit das Auge reicht, bizarre Wolkenformationen, dramatische Lichteffekte und mittendrin die S.A. Aghulas II beim Entladen. Unsere beiden Helis waren schon vormittags im Dauereinsatz, während wir noch die letzen Meter Eis, die uns von der Eiskannte trennten, bewältigen mussten. Von 10-12 Uhr war ich zur Heliwache eingeteilt, d.h. von der Brücke aus Funkkontakt zu den beiden Helipiloten halten, Protokoll über Start und Landung zu führen und die Wetterdaten zu übermitteln. Der ‚Decktourismus‘, der seit heute verständlicherweise auf dem Schiff herrscht, fand nach dem Mittagessen seinen Höhepunkt. SONY DSCFast alle Expeditionsteilnehmer liefen aufgeregt auf dem Deck umher, um das Anlegemanöver am Schelfeis zu beobachten und die Neumayer-Crew, die kurz darauf eintraf, zu begrüßen. Die Entladungsarbeiten konnten beginnen. Vom Bug der Polarstern wurden Container entladen, vom Arbeitsdeck ging als erstes der Spritschlauch aufs Eis, denn das ‚Bunkern‘ (Umpumpen des Treibstoffs von der Polarstern in Container der Neumayer-Station) dauert fast drei Tage. Jeder ist mehrmals für je eine Stunde für die Tankwache eingeteilt, d.h. wir müssen rüber aufs Eis. Mit dem sogenannten Mammychair werde ich zu meiner Tankwache aufs Eis übergesetzt, denn man kann nicht einfach über eine Gangway hinüberlaufen. Der ‚Flug‘ im Mammychair vom Helideck über den meterhohen Abhang hinauf aufs Eis macht richtig Spaß. Dann ist es soweit: ich betrete antarktisches Eis und versinke direkt bis zur Wade im Schnee oder besser gesagt in kleinen Eisklumpen. Etwas unkoordiniert stapfen wir herum, erkunden die Gegend, immer in Sichtweite des Schiffes, und klettern dann auf den Tank hinauf, um unsere Wache anzutreten. Nina und ich haben einen der kleineren Dieseltanks erwischt, mit einem Fassungsvermögen von ca. 21000 Litern. Es dauert etwa eine Stunde bis dieser gefüllt ist. Für Notfälle hatten wir ein Funkgerät, damit nichts überläuft. Im Prinzip läuft alles genauso ab wie an der Tankstelle, nur um ein vielfaches größer und mit deutlich schönerer Aussicht! So lässt es sich aushalten – die 60 Minuten vergehen wie im Flug! Insgesamt müssen etwa 25 Container betankt werden, da die Neumayer-Station für das ganze kommende Jahr versorgt werden muss.24Tankwache SONY DSC SONY DSC SONY DSC SONY DSC
Bevor wir von Bord durften gab es selbstverständlich eine ausführliche Sicherheitseinweisung durch den Kapitän sowie den Fahrtleiter. Eine der wichtigsten Regeln sind die schwarzen Fahnen. Sie markieren gefährliches Gebiet. Eines der Fotos zeigt zwei dieser Fahnen, die einen Riss direkt an der Schelfeiskante markieren. Wer diese Stelle betritt, begibt sich in Lebensgefahr, da von der Eiskannte gerne mal ein Stück abbricht und dann geht es mindestens 15 Meter in die Tiefe. Wir sind verpflichtet 20 Meter von der Kante entfernt zu bleiben. Außerdem muss sich jeder, der das Schiff verlässt, in eine Liste eintragen. Das gleiche wenn man wieder zurück ist. So kann relativ schnell und einfach überprüft werden ob jemand fehlt. Im Ernstfall werden Suchtrupps losgeschickt. Außerdem herrscht seit wir ‚bunkern‘ absolutes Rauchverbot auf den Decks und natürlich auch auf dem Tankcontainer.

21. Dezember – Ein aufregender Tag

Nachts hat es noch ordentlich gerumst und gekracht. Die Polarstern stand teilweise so schräg im Eis, wie das normalerweise nur bei hohem Seegang vorkommt. In den Morgenstunden wurde es ruhiger, ich dachte schon wir stecken wieder fest. Doch als ich das Rollo aufgemacht habe, war überall funkelnd blaues Wasser zu sehen. Die Polynja – endlich! 70 Seemeilen spiegelglattes Wasser, da merkt man gar nicht dass das Schiff fährt. SONY DSCBei strahlendem Sonnenschein wurden heute die Liegestühle ausgepackt – dieser Aufforderung komme ich mit Vergnügen nach! Dick eingepackt im Polaranzug und gut eingekremt mit Lichtschutzfaktor 50 lässt es sich so sehr gut aushalten!
Am frühen Nachmittag hatten wir die Polynja komplett durchquert. Von da an wurde das Landschaftsbild immer spektakulärer. Die Schelfeiskante rückte näher und näher, in der Ferne zeichneten sich die ersten Tafeleisberge ab. Es ist an der Zeit die Kamera zu holen, denn bei diesem Wetter bietet sich heute ein Naturereignis der ganz besonderen Art. Mit Worten kann man dieses gigantische Panorama nur schwer beschreiben. Spektakuläre Farben, unglaubliche Kontraste, fantastisches Wetter, Blick auf die Antarktis – perfekt!  Vielleicht können die Fotos einen Eindruck der Atmosphäre vermitteln, die hier herrscht. SONY DSC SONY DSC SONY DSC SONY DSC SONY DSC SONY DSC
Da ich gerade auf Eiswache bin und alle 30 Minuten die Eissituation erfasse, bin ich auf der Brücke und kann das Rundumpanorama in vollen Zügen genießen. Auf Backbord sehe ich die Schelfeiskante, eine weiße Wand, etwa 20 Meter hoch, sowie teilweise bizarr geformte Eisberge unvorstellbarer Größe. Auf Steuerbord treiben Eisschollen soweit das Auge reicht. Vor mir liegt tiefblaues Wasser, wir sind in der nächsten Polynja angekommen, die von weiteren Eisbergen durchsetzt ist. Am Horizont ist ein Teil der Schelfeiskante in Sicht. Heute Nacht werden wir am Nordanleger, unser Zielposition, ankommen. Es herrscht schon reger Funkverkehr mit der Neumayer-Station sowie der SA Arghulas II, dem südafrikanischen Forschungsschiff, welches momentan noch an unserem Anlegeplatz am Schelfeis liegt. Bis wir ankommen ist sie weg – einem Weihnachtsfest im ewigen Eis steht also nichts mehr im Weg!

20. Dezember – Im Schneckentempo in die Weihnachtsferien

Während Ihr zu Hause alle den ersten Ferientag genießt und die letzten Geschenke kauft, kämpfen wir uns hier unten noch immer durchs Eis. Seit zwei Tagen kommen wir nur im Schneckentempo voran. Geplant war eigentlich heute am Schelfeis bei der Neumayer-Station anzukommen, aber bis dahin sind es noch 100 Seemeilen. Das Eis ist inzwischen bis zu 3 Meter dick. Obenauf liegt nochmal ein Meter Schnee. Hinzu kommt, dass SONY DSCaufgrund der für die Antarktis sommerlichen Temperaturen von -1°C, das Eis nicht einfach zerschellt wenn wir dagegen fahren, sondern das Eis eine weichere Konsistenz hat und ein Durchkommen dadurch erschwert. Somit fährt die Polarstern häufig rückwärts, holt Anlauf, schiebt sich in das dicke Eis, kommt ein paar Meter voran, fährt wieder zurück, holt erneut Anlauf usw. Gelegentlich bleiben wir auch für einige Zeit in der Scholle stecken. Dann wird die Interinganlage angeworfen, welche die Wassertanks steuert, und wir schaukeln hin und her. Sobald wir wieder frei sind, geht es im Schneckentempo weiter: vor und zurück, vor und zurück. 22SchiffskursAuf dem Kursplan (das Schiffssymbol ist maßstabsgetreu) kann man diesen Zick-Zack-Kurs sehr schön nachvollziehen. Mit den Eisschollen driften wir langsam aber sicher nach Westen – doch eigentlich wollen wir nach Südwesten, wobei der Streckengewinn Richtung Süden sehr zu wünschen übrig lässt. In greifbarer Nähe befindet sich zum Glück eine Polynja. Dies ist eine Art See mitten im Eis, verursacht durch ablandige Winde, die das Eis vom Land wegschieben. Sobald wir diese Polynja erreicht haben, werden wir wieder schneller vorankommen. Ein ‚Eiserkundungsteam‘ hat heute sogar schon eine Runde mit dem Helikopter gedreht, um zu schauen, wo Lücken zwischen den Eisschollen sind. Mit dieser Information kann der Schiffskurs angepasst werden, denn für das Schiff ist es einfacher an solchen Lücken das Eis zu brechen, als eine Scholle komplett zu durchqueren. Inzwischen kann man die Schelfeiskante am Horizont schon sehen. Seitdem freuen sich alle auf den Landgang sowie den Besuch der Neumayer-Station, doch bis es soweit ist müssen wir uns noch ein wenig gedulden.
Euch allen wünsche ich wunderschöne und erholsame Weihnachtsferien!
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