Heute ist das Meer bei Windstärke 8/9 wieder richtig unruhig. Das Arbeitsdeck wird in regelmäßigen Abständen geflutet. Es wurden schon mehrere Leute bei der Arbeit von einer Welle überrascht und völlig durchnässt. Ein paar Schaulustige haben sich im Windenleitstand versammelt, um die spektakulären Wellen, die über das Schiff hereinbrechen, zu fotografieren bzw. zu filmen. In wenigen Minuten erreichen wir die erste Station am Südwestindischen Rücken (13°Ost, 52°Süd), an welcher die Seismologen heute eines ihrer insgesamt 10 Seismometer auf dem Meeresgrund in etwa 4,5 km Tiefe aussetzen wollen. Die Kamerateams stehen schon bereit und ich bin sehr gespannt, wie die Crew unter diesen Bedingungen die Geräte über Bord bringen wird. Hierfür wird das Schiff kurzzeitig angehalten. Uwe, der 1. Nautische Offizier gibt die Befehle, vier Besatzungsmitglieder hieven das Seismometer mithilfe eines Krans über die Reling und lassen es dann vorsichtig ins Wasser. Dort wird es sofort ausgehakt und sinkt eigenständig auf den Meeresgrund. Normalerweise, wenn das Wetter besser ist, ist es möglich die Seismometer direkt zu positionieren, indem sie vom Kran bis auf den Meeresboden gefiert werden. Aufgrund der großen Wellen ist dies jedoch nicht möglich. Edith und Vera, die Wissenschaftlerinnen, helfen mit und überprüfen ob alles wie geplant abläuft. Die restlichen OBSs werden etwa im zwei bis drei Stunden Takt an verschiedenen Orten versenkt. Eine Nachtschicht ist somit unvermeidbar.
Solange die OBSs im Meer sind, besteht kein Kontakt zur Außenwelt. Die aufgezeichneten Daten müssen deshalb langfristig gespeichert werden. Außerdem ist eine hochgenaue Uhr sowie eine Batterie ins Gerät integriert. Für den Abtrieb ist ein Ankergewicht vorhanden. Nun stellt sich die Frage, wie man nach einem Jahr an die Daten kommt? Mit Hilfe eines akustischen Auslösers kann das OBS von Bord aus veranlasst werden sein Ankergewicht abzuwerfen. Radiosender und Blitzlicht gewährleisten, dass das Seismometer geortet und geborgen werden kann, sobald es zur Oberfläche aufgetrieben ist. Dies wurde im Vorfeld natürlich alles getestet. Am Ende ist es aber sicherlich doch ein Nervenkitzel, wenn man den Auslöser drückt, wartet und die Meeresoberfläche absucht. Falls etwas schief geht sind die Daten leider verloren. Ich wünsche Vera und Edith viel Glück und drücke die Daumen, dass sie nächstes Jahr möglichst alle 10 OBSs wiederfinden!
Warum diese aufwändigen Messungen gemacht werden erfahrt Ihr morgen, wenn alle OBSs im Wasser sind und die Wissenschaftlerinnen Zeit für Fragen haben.
10-Minutenwerte der Bordwetterwarte vom 05.12.12 10:31 UTC
Lufttemperatur 3.1 °C
Wassertemperatur 0.9 °C
Luftdruck 996.8 hPa
Luftdruck, reduziert 999.1 hPa
Wahre Windgeschwindigkeit 12.9 m/s
Wahre Windrichtung 319.4 °
Relative Windgeschwindigkeit 10.3 m/s
Relative Windrichtung 98.7 °
Relative Luftfeuchte 100 %
Globalstrahlung 190 W/m²
Höhe Wolkenuntergrenze 305 ft
Sichtweite 5413 m
Position/Länge 13.65150 °
Position/Breite -52.00354 °
Schiffsgeschwindigkeit 11.2 kn
Schiffskurs 191.8 °
Hallo Frau Brosch,
vielen Dank für die spannenden Tagesberichte !!!
Clara und Marlene