Die erste Nacht an Bord war etwas unruhig. Bei Windstärken bis zu 11 Beaufort betrug die Wellenhöhe 6 Meter, deutlich mehr als angesagt war. Kein Wunder, dass weniger Seeerfahrene Einschlafschwierigkeiten hatten und dementsprechend verknautscht beim Frühstück erschienen. Zur Prophylaxe habe ich direkt nach dem Aufstehen nochmals eine Tablette gegen Seekrankheit eingenommen, doch obwohl das Frühstück mit frischen Pfannenkuchen, Eiern und Brötchen sehr lecker aussah, wollte es mir nicht so recht schmecken. Der Speisesaal für Wissenschaftler, die Messe II, liegt im Inneren des Schiffs, deshalb gibt es keine Fenster. Dementsprechend komisch fühlt es sich an, wenn sich der Boden unter den Füßen bewegt.
Als erster Programmpunkt stand für heute die Begrüßung durch den Kapitän Herrn Pahl an, sowie die Sicherheitseinweisung. Diese läuft ähnlich ab wie bei uns an der Schule. Es gibt einen Probealarm und alle versammeln sich warm gekleidet und mit Schwimmweste auf dem Heli-Deck. Jeder wird namentlich genannt und bekommt einen Platz in einem der Rettungsboote zugewiesen. Den restlichen Vormittag habe ich im Bett verbracht, denn inzwischen ging es mir gar nicht mehr gut, trotz etwas kleineren Wellen. Herr Pohl, der Schiffsarzt, hat mich netterweise mit stärkeren Medikamenten versorgt und am Nachmittag hat sich dann auch die lang ersehnte Wirkung eingestellt und ich konnte die Kammer verlassen.
Diese Gelegenheit habe ich genutzt, um mich mit Folke und Lars zu unterhalten. Sie sind das Videoproduktionsteam vom AWI und drehen Material, das später unter anderem in einem Informationsfilm über das Alfred-Wegener-Institut erscheint. Damit sie auch spektakuläre Aufnahmen aus der Luft machen können, stehen ihnen 20 Flugstunden mit dem Helikopter zur Verfügung. Hier ein kleiner Vorgeschmack, allerdings über die Arktis.
Aus den USA ist auch ein Kamerateam an Bord: Brian und Marcus. Sie werden eine 6teilige Dokumentationsreihe über Eisbrecher in der Arktis und Antarktis für den „Weather Channel“ drehen. Hierfür haben wir heute ein Interview aufgezeichnet. Katherina und Loretta (zwei Studentinnen) und ich saßen in unserer Kammer, mit Mikrophonen versehen, und wurden zu unserem Wohlbefinden und generell über die Reise befragt. Natürlich alles auf Englisch.
Jetzt sitze ich im Windenleitstand, da das Schiff hier am wenigsten schwankt und man freie Sicht aufs Meer hat. Von hier werden verschiedene Geräte gesteuert. Immer im Wechsel schreibe ich einen Satz und schaue dann für eine Minute den Horizont an, denn das soll gegen Seekrankheit helfen. Inzwischen haben sich die Wellen etwas gelegt und das soll aller Voraussicht nach die nächsten Tage auch so bleiben!
10-Minutenwerte der Bordwetterwarte vom 01.12.12 11:31 UTC
- Lufttemperatur 18.6 °C
- Wassertemperatur 18.1 °C
- Luftdruck 1015.6 hPa
- Luftdruck, reduziert 1017.9 hPa
- Wahre Windgeschwindigkeit 12.9 m/s
- Wahre Windrichtung 88.4 °
- Relative Windgeschwindigkeit 13.9 m/s
- Relative Windrichtung 290.4 °
- Relative Luftfeuchte 74 %
- Globalstrahlung 1065 W/m²
- Höhe Wolkenuntergrenze 0 ft
- Sichtweite 19051 m
- Position/Länge 18.20460 °
- Position/Breite -37.06796 °
- Schiffsgeschwindigkeit 9.9 kn
- Schiffskurs 178.5 °
Liebe Sabine,
jetzt bist Du also wirklich weg. Du bist so mutig. Staunend lese ich Deine Worte und denk darüber nach, wie verloren ich auf so einem Schiff wäre. Hut ab.
Du fehlst mir in der Kaffee-Ecke, aber jetzt, wo Dein Blog uns hier jeden Tag begleitet, scheint das Ende der Welt gar nicht mehr so fern. Genieß Dein Abenteuer, ich denk an Dich
Eva
Wie gehts?
Liebe Sabine,
es ist so unglaublich, was Du erleben darfst. Ich hoffe, Du genießt jeden Moment (auch die mit Seekrankheit) und erzählst uns alles, wenn Du wieder da bist.
Liebe Grüße in die Kälte
Tabea