Schon die Nacht in Kapstadt im Hotel war stürmisch, der Wind hat die ganze Zeit geheult, zeitweise dachte man, die Fenster fallen raus. Als wir uns dem Hafen näherten waren die Schaumkronen auf dem Meer von weitem zu sehen. „Na das kann ja heiter werden“ dachte ich mir. Mit Herzklopfen ging ich die Gangway zur Polarstern hinauf zum Check in. Nach der Abgabe des Reisepasses konnte man auf aushängenden Listen entnehmen, wer mit wem welche Kammer in den nächsten Wochen teilen wird. Dann ging die Suche los. Es war gar nicht so einfach den Weg zu finden, da das Schiff unendlich viele verschlossene Türen hat, was die Orientierung erst mal schwierig gestaltete. Es hängen jedoch in allen Treppenhäusern Pläne, die den Standort anzeigen. So findet man sich schnell zurecht. Außerdem kommt ständig jemand vorbei gelaufen, der sich auskennt und bereitwillig weiterhilft. Nach ein paar Tagen hat man sicherlich alle Winkel und Ecken auf dem 118 Meter langen, 25 Meter breitem und 7 Stockwerke hohem Schiff kennengelernt. Damit man sich diese Größe besser vorstellen kann, ein Vergleich mit unserem Schulgebäude: Vom Haupteingang bis zum Ende des Neubaus (Kunstraum) sind es ziemlich genau 118 Meter. Wenn man die doppelte Breite der Pausenhalle nimmt, kommt man auf ca. 24 Meter. Ganz schön groß!
Als ich meine Kammer endlich gefunden hatte, bin ich auf Katherina getroffen, eine Studentin der maritimen Technologie, meine Mitbewohnerin. Unser neues „zu Hause“ mit Meerblick, ist zwar recht klein aber mit Stockbett, Schreibtisch, ein paar Sitzgelegenheiten, Kühlschrank, Telefon, ein paar kleineren und größeren Schränken und einer Nasszelle hat man alles was man braucht. Ich denke hier lässt es sich die nächsten Wochen gut aushalten.
Den Tag im Hafen, ohne Seegang, nutzten alle Wissenschaftler, um ihre Geräte aufzubauen und die Labors einzurichten, Computer auf Viren zu überprüfen und ans Intranet anzuschließen. Das war sicherlich eine gute Idee, denn außerhalb des Hafens ist aufgrund des starken Windes ein Wellengang von 4 Metern Höhe vorhergesagt. Beim Bord-Arzt hat sich, als diese Information publik wurde, eine Schlange gebildet, weil viele noch rechtzeitig vor Auslaufen aus den geschützten Gewässern, eine Tablette gegen Seekrankheit haben wollte. Auch ich stand in dieser Schlange – ganz vorne. Inzwischen haben wir den Hafen verlassen, die Vorhänge bewegen sich leicht hin und her, das Schiff schwankt langsam auf und ab und ich torkel noch etwas unkoordiniert durch die Gänge. Noch fühlt es sich angenehm an, aber wir sind ja erst seit ein paar Minuten unterwegs…
Jetzt noch schnell eine Tablette nehmen und hoffen, dass sich der Wellengang bis morgen etwas beruhigt hat.
Für diejenigen, die lieber einen Film schauen, als Text zu lesen, gibt es unter folgendem Link einen Kurzfilm zur Beladung der Polarstern in Bremerhaven. Eine große logistische Herausforderung. Vom Weihnachtsbaum bis zum Hubschrauber muss alles an Bord.
Die Bordwetterwarte informiert alle 10 Minuten über aktuelle Wetterdaten. Die Werte können via Intranet abgerufen werden. (UTC ist die aktuelle Weltzeit). Ich werde diese Daten jeden Tag am Ende des Artikels einfügen.
10-Minutenwerte der Bordwetterwarte vom 30.11.12 12:21 UTC
- Lufttemperatur: 22.1°C
- Wassertemperatur: 12.0°C
- Luftdruck: 1012.5 hPa
- Luftdruck, reduziert: 1014.8 hPa
- Relative Windgeschwindigkeit: 18.0 m/s
- Relative Windrichtung: 188.9°
- Relative Luftfeuchte: 48 %
- Globalstrahlung: 989 W/m²
- Sichtweite: 27996 m