Seit über 6 Wochen sind wir auf Reise. Wir werden immer noch von unseren Köchen mit vier Mahlzeiten am Tag verwöhnt, doch so langsam bekommen wir Gelüste nach Tomate-Mozzarella mit frischem Basilikum, einem knackigen grünen Salat oder frischem Obst. Alles was nicht eingefroren werden kann, steht inzwischen nicht mehr auf dem Speiseplan. Das Essen ist trotzdem sehr lecker und abwechslungsreich und so manch einer macht sich inzwischen Sorgen über das zu erwartende Endgewicht und die Abrechnung beim Wiegeclub.
Nun stehen die Endergebnisse fest und die Einnahmen wurden gezählt. Der Spitzenreiter hat 3,8 kg zugenommen, der Spitzenreiter im Abnehmen hat 3,2 kg verloren. Ich selber nehme ein Plus von 1,9 kg mit nach Hause. Durchschnittlich haben wir 0,56 kg zugenommen. Das spricht definitiv für die gute Küche und gegen den Fitnessraum!
Die Einnahmen, die an die Kinderkrebsstation der Uniklinik Rostock gespendet werden, belaufen sich auf 350 Euro.
Lucia Ording, Kl. 6c
„Entnehmen sie bei ihren Versuchen auch Wasserproben, enthalten sie auch Plastik?“
Gerd Rohardt, Diplom Ozeanograph; seit 1983 am Alfred-Wegener-Institut, Bremerhaven; Fachbreich: Klimasystem; Sektion: Messende Ozeanographie. ANT-XXIX/2 ist meine 17. Reise mit POLARSTERN in die Antarktis
Deine Fragenkarte habe ich mir ausgesucht, weil ich als Ozeanograph Wasserproben nehme. Gleichzeitig hat mir das Bild auf deiner Karte gefallen. Es zeigt, dass du dir bereits selbst eine Vorstellung gemacht hast, wie Wasserproben genommen werden könnten. Du zeigst das wesentliche Prinzip bei einer Wasserprobennahme sehr gut. Dabei lässt du „deinen“ Wasserprobennehmer mit einem Kran weit vom Schiffsrumpf entfernt ins Wasser. Damit hast du schon einen wichtigen Punkt beachtet, weil man nämlich eine Wasserprobe nehmen möchte, die nicht vom Schiff selbst beeinträchtigt wurde. Dieses könnten zum Beispiel kleine Teile vom Rumpfanstrich sein und dann wäre es schwierig andere Ursachen einer Verschmutzungen in der Wasserprobe nachzuweisen.
Nun möchte ich dir aber kurz das Gerät beschreiben, das ich einsetze, um Wasserproben zu nehmen. Dabei messe ich eigentlich nur die Temperatur, den Druck und den Salzgehalt mit einer elektronischen Sonde und benötige für mich selbst nur die Wasserproben, um damit die Genauigkeit der Salzgehaltsmessung noch einmal zu überprüfen.
Auf dem Bild siehst du den Wasserschöpfer, den wir auf POLARSTERN einsetzen. An einem Gestell sind insgesamt 24 Schöpfer angebracht. Vielleicht kann man auf dem Bild erkennen, dass so ein einzelner Schöpfer aus einem einfachen Rohr besteht. Beim genauen Hinschauen sieht man oberhalb und unterhalb der Röhre Deckel. Dünne Nylonschnüre, die zur Mitte des Gestells gespannt sind halten die Decke geöffnet, während eine starke Feder im Innern der Röhre versucht die Deckel zu schließen. Das Gestell mit den geöffneten Flaschen wird von einer großen Seilwinde bis zum Meeresboden hinab gelassen. Die elektronische Sonde, die ich bereits erwähnt hatte liegt versteckt im Kranz der 24 Schöpfer. Sie ist über ein elektrisches Kabel, das im Windenseil eingebaut ist, mit einem Computer verbunden, der sich in einem Labor an Bord der Schiffes befindet. Am Bildschirm des Computers kann ich dann die Druck-, Temperatur- und Salzgehaltswerte anschauen. Die Druckwerte verraten mir, in welcher Tiefe sich die Sonde und die Schöpfer gerade befinden. Während die Sonde sich auf dem Weg zum Meeresboden befindet schaue ich mir die Temperatur- und Salzgehaltswerte genau an. Wird die Sonde anschließend wieder zur Oberfläche gehoben, dann kann ich in ausgewählten Tiefen Schöpfer schließen. Dabei wird vom Computer ein Signal an die Sonde geschickt, die einen der 24 kleinen Hacken ausklinkt, der die Nylonschur gehalten hatte. Jetzt zieht die Feder im Innern des Schöpfers die Deckel oben und unten zu und schließt so die Wasserprobe aus der jeweiligen Tiefe ein. Auf diese Weise kann ich aus bis zu 24 unterschiedlichen Tiefen Wasserproben nehmen – auch aus Tiefen bis zu 6000 m.
Seit knapp 30 Jahren bin ich mit POLARSTERN immer wieder auf Expeditionen gewesen. Doch ich bin selbst heute noch fasziniert, wie scheinbar einfach wir Wasserproben aus großen Tiefen nehmen können. Auf dieser Reise hatten wir unsere tiefste Probe aus ca. 5200 m genommen. Vielleicht bist du schon einmal im Schwimmbad bis an den Grund des Beckens getaucht und hast den Druck auf deinen Ohren gespürt. In 20 m Wassertiefe herrscht etwa so viel Druck wie in einem Fahrradreifen. Das sind nämlich 2 bar oder 2 kg, die auf nur einem Quadratzentimeter lasten. Und wenn man mal einen Reifen nach einem Plattfuß aufpumpen musste, hat man vielleicht eine Vorstellung von der Größe des Drucks. Die großen 40-Tonner-Lastkraftwagen rollen auf Reifen, die mit ca. 10 bar aufgepumpt sind. Das ist ein so hoher Druck, dass selbst eine Bordsteinkante dem Reifen nichts anhaben kann. In 5000 m Tiefe herrscht ein Druck von 500 bar. Stelle dir einen Marienkäfer vor, der unter einer 1-Cent-Münze hockt auf der 7 erwachsene Menschen stehen – armer Marienkäfer! Die Messsonden, die also in so große Tiefen herabgelassen werden, müssen diesem ungeheuren Druck standhalten. Die Gehäuse und Steckverbindungen der Kabel müssen absolut druckfest und wasserdicht sein. Das Gehäuse ähnelt einer Coca Cola Dose. Das Blech ist aber viel dicker – 2.5 cm und aus bestem Stahl. Trotzdem sind solche Gehäuse auch schon mal, aufgrund eines kleinen Materialfehlers, so wie eine Coca Cola Dose zerquetscht worden. Nicht umsonst sagt man daher, dass Meeresforschung technisch eine höhere Herausforderung ist als die Raumfahrt. Das ist auch ein Grund, warum ich meinen Beruf so mag.
Jetzt habe ich aber immer noch nicht den einen Teil deiner Frage beantwortet, ob die Wasserproben auch Plastik enthalten. Es treibt wirklich sehr viel Plastik in unseren Ozeanen umher, sodass daran sehr viele Tiere verenden, die es gefressen haben. Die Polargebiete sind sauber und unbelastet. Daher ist es äußerst unwahrscheinlich, dass wir ein Stücken Plastik mit unserem Schöpfer einfangen. Auf POLARSTERN und allen Forschungsschiffen wird sehr gewissenhaft mit dem anfallenden Müll umgegangen und bestimmte Verpackungen dürfen gar nicht erst an Bord gebracht werden. Sicherlich kennst du, dass empfindliche Geräte in Styropor-Formen oder sogar in diesen fürchterlichen Styropor-Flocken verpackt sind. Gerade nach Weihnachten findet man noch lange diese schwer zu bändigenden Dinger in der Wohnung. Du kannst dir sicher vorstellen, wie übel es mit solchen „Flips“ auf einem Schiff ist. Ein kleiner Windstoß reicht und schon weht alles über Bord! Aus diesem Grund darf kein Gerät derart verpackt werden, das für eine Expedition an Bord gebracht werden soll. Neue Geräte, die wir geliefert bekommen werden kontrolliert und Styropor z.B. mit Wellpappe zum Schutz der Geräte ersetzt. Dieses ist eine kleine aber dringend notwendige Maßnahme zum Schutz der Ozeane und ihrer Lebewesen. Und es muss noch so viel mehr getan werden.