Momentan befinden wir uns bei etwa 63° südliche Breite und 50° westliche Länge, im Weddellmeer, nahe der antarktischen Halbinsel. Wenn ich zum Fenster hinaus schaue ist es einfach nur hell und weiß. Der Horizont ist nicht zu sehen. Die Nacht über hat es geschneit. Fiete, einer der beiden Azubis, ist damit beschäftigt, das Arbeitsdeck frei zu schippen. Das Eis ist stellenweise bis zu 2 Meter dick. Wir stecken fest. Um möglichst schnell wieder frei zu kommen, wird zusätzlich zur Interinganlage nun auch noch der Kran eingesetzt. Mehrere Ankergewichte, die normalerweise für die Verankerungen benützt werden und pro Stück eine Tonne wiegen, werden mithilfe des Krans von Seite zu Seite bewegt. Dadurch kommt es zu einer Gewichtsverlagerung und das Schiff schaukelt sich frei! Auch die letzten Tage hatten wir viel Eis. Um die Verankerungen aufnehmen zu können, musste das Eis großflächig gebrochen werden. Der Zickzackkurs sah besonders interessant aus, eine Abbildung habe ich beigefügt.
Die Reise geht dem Ende zu und die ersten Vorbereitungen für die Ankunft werden getroffen. D. h. die letzten Briefkastenleerungen sind angekündigt, da die ganze Post für den Weg nach Deutschland vorbereitet werden muss. Andy, der Funkoffizier, betreut die Poststation und hat schon eine ganze Kiste, die unglaublich schwer ist, voller Briefe und Postkarten. Diese Post kommt von der Neumayer-Station, von der Polarstern und von vielen Briefmarkensammlern, die Polarstempel sammeln. Andy hat alle Eure Karten inzwischen gestempelt. Am 18. Januar, wenn wir in Punta Arenas anlegen, geht das Paket über die Chilenische Post nach Deutschland, wahrscheinlich Frankfurt, und von dort nach Herrenberg. Dies ist ein sehr weiter Weg. Ich werde vermutlich fast 2 Tage (mit Zwischenlandungen und Zeitverschiebung) für die Heimreise von Punta Arenas nach Herrenberg benötigen. Die Post kann schon mal gute 3 Wochen unterwegs sein. Ich drücke jedenfalls die Daumen, dass alle Postkarten und Briefe ihren Weg zum Empfänger finden!
Lea, 6b fragt: „Wenn man tauchen geht, wird einem da kalt? Oder ist man da ganz arg trocken das demjenigen gar nicht kalt wird?“
Hallo Lea,
Es gibt zwei Arten von Anzügen, die man beim Gerätetauchen verwenden kann: Man kann einen sogenannten „Nasstauchanzug“ benutzen – wie der Name schon sagt liegt dieser Neoprenanzug zwar sehr eng am Körper an, aber ein bisschen Wasser kommt leider doch hinein. Oder man kann einen sogenannten „Trockentauchanzug“ verwenden. Dieser Anzug ist aus einem gummiartigem Material und daher wasserdicht. Innen in diesem Anzug hat man meist warme, bequeme Kleidung an, vielleicht eine lange Skiunterhose aus Baumwolle und einen warmen Pullover.
Wenn man tauchen geht möchte man so wenig Wärme wie möglich an die Umgebung verlieren. Wenn nun der Körper im Wasser ist, gibt er ständig Wärme an das umliegende Wasser ab. Wasser hat einen höheren Wärmekoeffizienten als Luft, das heißt, dass es sehr gut Wärme leitet. Und das wiederum bedeutet, dass der Körper sehr schnell Wärme an das Wasser verliert, das Wasser jedoch nicht merklich aufwärmt (da dieses die aufgenommene Wärme sofort an die jeweils umliegenden Wassermoleküle weitergibt).
Ein Taucher möchte natürlich so wenig wie möglich Wärme verlieren. Die zwei Anzugarten versuchen jeder auf seine Art, den Wärmeverlust klein zu halten. Der Nasstauchanzug liegt zwar eng an, die dünne Wasserschicht zwischen dem Neopren und der Haut wärmt sich jedoch auf. Dieser Anzug liegt sehr eng an Händen, Füssen und Hals an und so kann das Wasser kaum raus – und umgekehrt kann nur sehr wenig kaltes Wasser von außen in den Anzug. Zusätzlich ist Neopren ein schlechter Wärmeleiter, das heißt, dass dieses Material Wärme isoliert und Du innen warm bleibst. Beim Trockentauchanzug – auch „Trocki“ genannt – ist man zwar nicht direkt nass, aber das Wasser außerhalb des Anzugs ist kalt. Deshalb muss man im Anzug selbst warme Kleidung anhaben, weil sonst nur eine sehr dünne Gummischicht zwischen Dir und dem kalten Wasser ist.
Hier in der Antarktis gehen wir auf dieser Reise nicht tauchen. Dazu braucht man eine spezielle Ausbildung, denn das Wasser hier ist wirklich SEHR kalt (annähernd 0°C) und die meist geschlossene Eisschicht macht es schwierig einen Platz zu finden wo man ins Wasser hinein kann. Und was noch wichtiger ist beim Tauchen unter Eis: Während man taucht darf man nicht vergessen wo das Loch im Eis ist um wieder rauszukommen!
Aber am angenehmsten (unabhängig davon welchen Anzug man jetzt verwendet) ist Gerätetauchen natürlich in tropischen Gewässern, da das Wasser dort an sich schon sehr warm ist (bis zu 28°C)!
Ich hoffe ich habe Dir Deine Frage beantworten können! Vielleicht probierst Du es ja später mal aus? Auf jeden Fall viele liebe Grüße aus der Antarktis,
Edith Korger
dankeschön das sie meine frage so ausführlich beantwortet haben