23. Dezember – Neumayer Station III

25OrtsschildJeder Tag ist aufregend und spannend, doch das absolute Highlight dieser Reise ist der Besuch der Neumayer Station III. Sie ist seit Februar 2009 in Betrieb und liegt auf dem Eckströmschelfeis, etwa 17 km von unserer Anlegestelle entfernt. Neben der Neumayer Station gibt es noch andere Forschungsstationen im ewigen Eis. Die Karte bietet einen Überblick über deren Lage.
http://www.planet-wissen.de/natur_technik/polarregionen/menschen_in_der_antarktis/img/tempx_antarktis_karte2_g.jpg
Für die Fahrt durchs Eis benötigen wir gute 90 Minuten. Warm eingepackt sitzen wir in den roten Anzügen auf einem Lastenschlitten und werden von einer Pistenraupe gezogen. Es ist recht holprig, die Fotos sind fast alle verwackelt.  25neumeier-viewSONY DSC SONY DSC    SONY DSCSONY DSC 25WegweiserDie Piste ist durch Fahnen markiert, ansonsten würde man sehr schnell die Orientierung verlieren und vom Weg abkommen. Auf halber Strecke kommt uns eine Pistenraupe entgegen, ansonsten sehen wir lange Zeit nur Schnee und Eisberge am Horizont. Je näher wir zur Neumayer Station kommen, umso stärker verändert sich das Landschaftsbild. Wir passieren das Sommer- und Winterlager, eine Ansammlung von weit voneinander entfernt stehenden Containern (damit es weniger Schneeverwehungen gibt und zwischen ihnen geräumt werden kann). Pistenraupen kommen uns entgegen und Skidoos, die einen Nansenschlitten ziehen, auf dem der Survivalbag (die Überlebensausrüstung) befestigt ist. In der Ferne können wir die Station schon sehen! Wir werden von Thomas, dem Meteorologe des letztjährigen Überwintererteams, begrüßt und bekommen eine Führung. Momentan leben fast 50 Leute in der Station, überwintern werden allerdings nur neun: 4 Wissenschaftler, 3 Techniker, ein Koch und eine Ärztin. Barbara, die Ärztin, kommt aus Deckenpfronn bei Herrenberg! Sie hat von meiner Teilnahme an der Expedition im Gäubote gelesen und wollte mich kennenlernen. Unfassbar was es für Zufälle gibt! Wir haben natürlich sofort e-mail Adressen ausgetauscht und werden über die Expedition hinaus in Kontakt bleiben. Die Führung durch die Station begann im Keller bei der Hydraulikanlage. Damit die Station nicht im Eis versinkt, kann sie über diese Anlage angehoben werden. Dafür werden die Hydraulikstempel einzeln angehoben und mit Schnee unterfüttert. Wenn sie alle gleichzeitig wieder ausgefahren werden, hebt sich die Station langsam nach oben. Im letzten Winter wurde die Höhe um 2 Meter korrigiert. Danach ging es weiter zu den Kühlcontainern, Sportraum, durch die Küche, Krankenstation, Wohnzimmer und Freizeitbereich, durch die Labore bis hinauf aufs Dach in den roten ‚Würfel‘, indem der Meteorologe täglich seine Wetterballons vorbereitet. Von dort hat man eine herrliche Aussicht über das ganze Gelände, auf dem sich in einiger Entfernung verschiedene Messstationen befinden, sowie eine Container-Bibliothek, ein Windrad zur Stromerzeugung, Schneefahrzeuge und Lagercontainer. In weiter Ferne kann man sogar die Polarstern über die Schelfeiskannte hinausragen sehen.
Wer auf Neumayer überwintern möchte, wird auf alle Extremsituationen vorbereitet, denn die Winter in der Antarktis sind hart. Jetzt haben wir Sommer und es herrschen Temperaturen wie bei uns in einem milden Winter, knapp um 0°C. Pepe, der Koch, hat mir jedoch erzählt, dass im Winter bei Temperaturen von -40°C schon nach wenigen Sekunden ohne Handschuhe die ersten Erfrierungserscheinungen an den Händen auftreten. Außerdem können unglaubliche Stürme über die Antarktis hinwegfegen. Thomas, der Meteorologe, hat das Experiment gewagt, sich für kurze Zeit und angeseilt, in solch einen Sturm zu begeben. Der Film dazu ist unter folgendem Link zu finden.

Den ganzen Winter über sind neun Menschen auf sich selbst gestellt. Sie müssen allen Situationen gewachsen sein. In regelmäßigen Abständen gibt es Sicherheitstrainings, denn von Feuer bis Eis müssen die Überwinterer alles bewältigen können. Im Filmbeitrag geht es um eine Brandschutzübung der letztjährigen Überwinterer.


Mehr Informationen zur Neumayer Station III gibt es hier zu sehen und auf der Homepage des Alfred-Wegener-Instituts.

SONY DSCWieder ‚zu Hause‘ und überwältigt von den vielen Eindrücken, haben wir den Abend im roten Salon auf der Polarstern alle gemeinsam ausklingen lassen. Für Morgen hat unser Bord Meteorologe Harald Schnee angesagt. Weiße Weihnachten in der Antarktis!

Ein Gedanke zu „23. Dezember – Neumayer Station III

  1. Hallo Sabine,
    ich bin ganz begeistert von deinen Täglichen Berichten über die Fahrt mit der Polarstern.
    Mein Mann, Rainer Graupner (Graupi), hat mich eben auf deine Seite aufmerksam gemacht. Er fährt schon seit ein paar Jahren auf der Polarstern mit und ist auch dieses Mal mit dabei.
    Er hat ja schon einiges von den Fahrten berichtet und hunderte von Fotos mitgebracht aber deine Berichte schließen viele Lücken und ich habe das Gefühl euch ganz nahe zu sein und vieles mehr mitzuerleben. Ich danke dir, dass du das machst und finde es ganz toll wie du es denjenigen, die hier auf der anderen Seite der Erde verweilen, die Expedition näher bringst.

    Allerliebste Grüße aus dem Norden Deutschlands, passt auf euch auf und eine guten Rutsch ins neue Jahr 🙂
    Ich werde mit Spannung deine Zeilen verfolgen und freue mich schon auf den nächsten Eintrag.
    Jessi

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