Während Ihr zu Hause alle den ersten Ferientag genießt und die letzten Geschenke kauft, kämpfen wir uns hier unten noch immer durchs Eis. Seit zwei Tagen kommen wir nur im Schneckentempo voran. Geplant war eigentlich heute am Schelfeis bei der Neumayer-Station anzukommen, aber bis dahin sind es noch 100 Seemeilen. Das Eis ist inzwischen bis zu 3 Meter dick. Obenauf liegt nochmal ein Meter Schnee. Hinzu kommt, dass aufgrund der für die Antarktis sommerlichen Temperaturen von -1°C, das Eis nicht einfach zerschellt wenn wir dagegen fahren, sondern das Eis eine weichere Konsistenz hat und ein Durchkommen dadurch erschwert. Somit fährt die Polarstern häufig rückwärts, holt Anlauf, schiebt sich in das dicke Eis, kommt ein paar Meter voran, fährt wieder zurück, holt erneut Anlauf usw. Gelegentlich bleiben wir auch für einige Zeit in der Scholle stecken. Dann wird die Interinganlage angeworfen, welche die Wassertanks steuert, und wir schaukeln hin und her. Sobald wir wieder frei sind, geht es im Schneckentempo weiter: vor und zurück, vor und zurück. Auf dem Kursplan (das Schiffssymbol ist maßstabsgetreu) kann man diesen Zick-Zack-Kurs sehr schön nachvollziehen. Mit den Eisschollen driften wir langsam aber sicher nach Westen – doch eigentlich wollen wir nach Südwesten, wobei der Streckengewinn Richtung Süden sehr zu wünschen übrig lässt. In greifbarer Nähe befindet sich zum Glück eine Polynja. Dies ist eine Art See mitten im Eis, verursacht durch ablandige Winde, die das Eis vom Land wegschieben. Sobald wir diese Polynja erreicht haben, werden wir wieder schneller vorankommen. Ein ‚Eiserkundungsteam‘ hat heute sogar schon eine Runde mit dem Helikopter gedreht, um zu schauen, wo Lücken zwischen den Eisschollen sind. Mit dieser Information kann der Schiffskurs angepasst werden, denn für das Schiff ist es einfacher an solchen Lücken das Eis zu brechen, als eine Scholle komplett zu durchqueren. Inzwischen kann man die Schelfeiskante am Horizont schon sehen. Seitdem freuen sich alle auf den Landgang sowie den Besuch der Neumayer-Station, doch bis es soweit ist müssen wir uns noch ein wenig gedulden.
Euch allen wünsche ich wunderschöne und erholsame Weihnachtsferien!