18. Dezember – Wir sitzen fest!

Eigentlich wollte ich heute den 2. Teil der Ozeanographie besprechen, aber hier spielen sich gerade spektakuläre Szenen ab. Um uns herum ist eine geschlossene Eisdecke und es soll trotzdem eine Mooring an Bord geholt werden. Ich kann mir nicht vorstellen wie das ablaufen wird, denn die Mooring kann nicht ohne weiteres zur Oberfläche auftreiben. Ich bin gespannt! Die Brücke ist voll. Alle wichtigen Leute sind anwesend, die Kamerateams drehen eine Sequenz nach der anderen und interviewen nebenher.
Das Schiff fährt langsam durchs Eis, an Back- und Steuerbord brechen die Eisschollen und riesen Eisblöcke werden vom Schiffrumpf seitlich weggeschoben. Wenn der Eisbrecher nicht mehr weiter kommt, fährt der Kapitän immer ein Stück zurück, nimmt Anlauf und rammt den Schiffsrumpf ins Eis. Dabei bricht es und wir kommen ein Stück weiter nach vorne. So geht das immer weiter und wir kommen langsam vorwärts. Wenn wir ins Eis krachen, bebt das ganze Schiff. Irgendwann wird es ruhig und es passiert gar nichts mehr. Wir stecken fest! Kapitän Pahl schreitet langsam die Fensterfront auf der Brücke ab, alle sind ruhig, keiner regt sich auf. Sowas kommt öfter vor. Das ist kein Problem, man muss nur Geduld haben. Über eine Pumpanlage kann Wasser in verschiedene Tanks, die sich unten im Schiff befinden, gepumpt werden. Je nachdem welche Tanks gefüllt werden, neigt sich das Schiff langsam in Richtung Backbord oder Steuerbord. Durch diese Bewegung, plus über Heckstrahler, die das Wasser aufwirbeln, kann sich die Polarstern langsam wieder freischaukeln. Wie lange das dauert weiß keiner. Vielleicht liegen wir morgen noch hier, das vermag im Augenblick keiner so recht einzuschätzen. Die Monitore, die hier überall rumhängen und uns anzeigen, wann welche Arbeiten gemacht werden und wie weit es noch bis zur nächsten Station ist, zeigen an, dass wir mitsamt der riesen Eisscholle, in der wir feststecken, langsam aber sicher abtreiben und uns von der Position, an der sich die Mooring befindet, immer weiter entfernen. Inzwischen sind viele ins Bett gegangen, andere gehen an Deck spazieren, beobachten Pinguine und Robben, rätseln wie lange es dauern könnte. Nach mehreren Stunden, bewegt sich das Schiff, wir sind frei und versuchen zurück auf Kurs zu kommen. Inzwischen ist es ein Uhr nachts. Der Kapitän, schafft es, die Polarstern, zur Mooring zu bringen, doch er muss in einem großen Umkreis das Eis brechen, damit man überhaupt eine Chance hat, die Mooring an Bord zu holen. Mitten in der Nacht entscheiden die drei Hauptverantwortlichen, dass dies nicht machbar ist. Dafür wird eine Mooring ausgebracht, da die Batterien der anderen nicht mehr sehr lange halten werden. Jetzt ist die Nacht um, wir kämpfen uns weiter durchs Eis, zu einer der letzten CTD-Stationen. Auch hier ist Geduld gefragt, denn wir kommen nur sehr langsam voran. Wenn alles gut geht werden wir bald am Schelfeis ankommen, und dieses dann entlang fahren, um möglichst nah an die Neumayer-Station ranzukommen.
Das Foto zeigt die Polarstern zum Zeitpunkt als sie im Eis feststeckt. Das Filmteam vom AWI hat dieses Foto gemacht.

20polarstern_eis20Robbe

10-Minutenwerte der Bordwetterwarte vom 18.12.12 12:51 UTC

  •      Lufttemperatur    -0.4    °C
  •      Wassertemperatur    -1.1    °C
  •      Luftdruck    983.1    hPa
  •      Luftdruck, reduziert    985.4    hPa
  •      Wahre Windgeschwindigkeit    14.2    m/s
  •      Wahre Windrichtung    119.6    °
  •      Relative Windgeschwindigkeit    14.2    m/s
  •      Relative Windrichtung    4.9    °
  •      Relative Luftfeuchte    91    %
  •      Globalstrahlung    653    W/m²
  •      Höhe Wolkenuntergrenze    1840    ft
  •      Sichtweite    26482    m
  •      Position/Länge    -0.24322    °
  •      Position/Breite    -69.03594    °
  •      Schiffsgeschwindigkeit    3.6    kn
  •      Schiffskurs    115.8    °

 

Ein Gedanke zu „18. Dezember – Wir sitzen fest!

  1. Sabine, bring mir ne Robbe mit!!! Oder einen Pinguin! Bitte!!! :-)) Oder stell zumindest mehr Bilder von beidem ins Netz. :-))
    Ab heute sind übrigens Ferien. Schön! Ich denk an dich.
    Und: Wie feiert ihr eigentlich Weihnachten?

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