13. Dezember – Meereis

Wer die Wetterdaten, die am Ende jedes Artikels immer erscheinen genau angeschaut hat, hat sicherlich bemerkt, dass die Wassertemperatur seit einigen Tagen unter 0°C liegt. Müsste nicht schon längst die Wasseroberfläche bei so kalten Temperaturen gefroren sein? Normalerweise gefriert Wasser bei 0°C. Im Meer ist jedoch durchschnittlich 3,5% Salz enthalten. Deshalb wird der Gefrierpunkt auf etwa -1,9°C erniedrigt. Wenn das Wasser zu Beginn des Winters diese Temperatur erreicht, bilden sich auf der Wasseroberfläche winzige Eiskristalle, die teilweise zusammenfrieren und einen Eisbrei bilden.  Wenn die Temperatur weiter sinkt, wird der Eisbrei dichter und es bilden sich kleine Eisklumpen. Diese wachsen weiter und werden durch Wind und Wellen in eine pfannenkuchenartige Form gepresst. Durch die Wasserbewegung fangen die weiterwachsenden ‚Pfannenkuchen‘ an sich zu überlagern, verschmelzen miteinander und bilden irgendwann eine zusammenhängende Eisdecke. Da jetzt Sommeranfang ist, haben wir statt Pfannenkucheneis viele Eisschollen unterschiedlicher Größe, die langsam aber sicher schmelzen. Je näher wir der Antarktis kommen, umso dichter und dicker wird das Eis. Auf dem Satellitenbild kann man sehr schön die Eisverteilung erkennen. Wieviel Eis vorhanden ist zeigt die Farbe. 15EisBlau ist kein bzw. wenig Eis, lila ist eine geschlossene Eisdecke. Das graue ist die Antarktis. Wir fahren genau auf dem Nullmeridian nach Süden und befinden uns knapp unterhalb der Eiskante, also in dem blau/grünen Bereich auf der 0° Linie.
Angenommen ich breche ein Stück Eis von einer Scholle ab, da ich gerne eine kühle Cola trinken möchte. Schmeckt die Cola jetzt etwa salzig? Nein, natürlich nicht, denn die Eiskristalle bestehen nur aus Wassermolekülen. Die Salzionen sind zu groß und haben im Kristallgitter, welches das Wasser in gefrorenem Zustand bildet, keinen Platz. Das Salz bleibt somit im Meerwasser als sogenannte Sole zurück und sinkt, da die Sole aufgrund des hohen Salzgehaltes eine höhere Dichte als das umgebende Meerwasser hat, in die Tiefe hinab. SONY DSC
Super Aufnahmen einer solchen Solebildung findest du auf:
http://www.bbc.co.uk/nature/15835017   und   http://www.bbc.co.uk/nature/15835014
Die Sole ist schwerer und kälter als das umgebende Wasser, fliesst also nach unten. Dabei gefriert das sie umgebende weniger salzreiche Wasser (Abhängigkeit des Gefrierpunktes vom Salzgehalt) und bildet eine Röhre, „Brinicle“ genannt.  In diesem Video reicht das Brinicle bis auf den Meeresboden und gefriert die dort lebende Fauna.

7 Gedanken zu „13. Dezember – Meereis

  1. Hallo Frau Brosch,
    da hast du ja ein wirklich projekt für dein sabbatical an land gezogen!
    liebe grüße in den süden!

    magnus

    • Lieber Benedikt,
      alles ist einzigartig hier. Wir sind quasi am Ende der Welt und die Eindrücke sind überwältigend. Bei der Meereisbeobachtung finde ich spannend wie schnell sich das Landschaftsbild verändern kann. Zu Beginn meiner Wache fahren wir zum Beispiel durch viele kleinere Eisschollen durch, nach einiger Zeit kommt eine Polynja (Wasser), dann zum Beispiel flächendeckendes Meereis, irgendwann stecken wir vielleicht sogar fest. Die Bedingungen können sich so schnell ändern, das ist fanzinierend. Außerdem ist es immer hell, egal wann ich Wache habe. Das ist schon alles sehr aufregend und spannend!

    • Liebe Hannah,
      das Meer ist sehr tief. Als Taucher sollte man nicht tiefer als 40 Meter tauchen. Wenn die Wissenschaftler den Meeresgrund erforschen wollen, dann brauchen sie spezielle Boote, die dem enormen Druck aushalten können.
      LG

  2. Hallo Ann-Katrin,
    die Temperaturen werden voraussichtlich weiterhin um die 0°C pendeln. Ich versuche jeden Tag die Wetterdaten zu posten. Du kannst also fast live miterleben wie kalt bzw. warm es bei uns ist.
    LG

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