Wer die Wetterdaten, die am Ende jedes Artikels immer erscheinen genau angeschaut hat, hat sicherlich bemerkt, dass die Wassertemperatur seit einigen Tagen unter 0°C liegt. Müsste nicht schon längst die Wasseroberfläche bei so kalten Temperaturen gefroren sein? Normalerweise gefriert Wasser bei 0°C. Im Meer ist jedoch durchschnittlich 3,5% Salz enthalten. Deshalb wird der Gefrierpunkt auf etwa -1,9°C erniedrigt. Wenn das Wasser zu Beginn des Winters diese Temperatur erreicht, bilden sich auf der Wasseroberfläche winzige Eiskristalle, die teilweise zusammenfrieren und einen Eisbrei bilden. Wenn die Temperatur weiter sinkt, wird der Eisbrei dichter und es bilden sich kleine Eisklumpen. Diese wachsen weiter und werden durch Wind und Wellen in eine pfannenkuchenartige Form gepresst. Durch die Wasserbewegung fangen die weiterwachsenden ‚Pfannenkuchen‘ an sich zu überlagern, verschmelzen miteinander und bilden irgendwann eine zusammenhängende Eisdecke. Da jetzt Sommeranfang ist, haben wir statt Pfannenkucheneis viele Eisschollen unterschiedlicher Größe, die langsam aber sicher schmelzen. Je näher wir der Antarktis kommen, umso dichter und dicker wird das Eis. Auf dem Satellitenbild kann man sehr schön die Eisverteilung erkennen. Wieviel Eis vorhanden ist zeigt die Farbe. Blau ist kein bzw. wenig Eis, lila ist eine geschlossene Eisdecke. Das graue ist die Antarktis. Wir fahren genau auf dem Nullmeridian nach Süden und befinden uns knapp unterhalb der Eiskante, also in dem blau/grünen Bereich auf der 0° Linie.
Angenommen ich breche ein Stück Eis von einer Scholle ab, da ich gerne eine kühle Cola trinken möchte. Schmeckt die Cola jetzt etwa salzig? Nein, natürlich nicht, denn die Eiskristalle bestehen nur aus Wassermolekülen. Die Salzionen sind zu groß und haben im Kristallgitter, welches das Wasser in gefrorenem Zustand bildet, keinen Platz. Das Salz bleibt somit im Meerwasser als sogenannte Sole zurück und sinkt, da die Sole aufgrund des hohen Salzgehaltes eine höhere Dichte als das umgebende Meerwasser hat, in die Tiefe hinab.
Super Aufnahmen einer solchen Solebildung findest du auf:
http://www.bbc.co.uk/nature/15835017 und http://www.bbc.co.uk/nature/15835014
Die Sole ist schwerer und kälter als das umgebende Wasser, fliesst also nach unten. Dabei gefriert das sie umgebende weniger salzreiche Wasser (Abhängigkeit des Gefrierpunktes vom Salzgehalt) und bildet eine Röhre, „Brinicle“ genannt. In diesem Video reicht das Brinicle bis auf den Meeresboden und gefriert die dort lebende Fauna.
Archiv des Autors: Dirk Wiebel
10. Dezember: Heute leider kein Beitrag :(
Liebe Mitleser,
wie bereits befürchtet (s. Beitrag vom 9.12.), fliegen heute auf der Polarstern die Gegenstände umher. Selbst die Stühle sind angebunden, die Arbeit am Computer ist derzeit unmöglich. Drückt die Daumen für besseres Wetter und wünscht der Crew und den Wissenschaftlern einen robusten Magen!
Zur Erinnerung: Die Polarstern befindet sich momentan hier.
Es geht bald los!
Jetzt geht’s los! Am 29. November startet Frau Brosch auf ihre große Expedition mit der Polarstern — das SGH drückt kollektiv die Daumen! Wir sind gespannt auf Ihre Erfahrungen in der Antarktis und auf Ihre Berichte hier im Blog!