Vor fast vollbesetzten Reihen stellte Herr Studiendirektor im Ruhestand Albrecht Braun am 27.10.22 eine der faszinierendsten Persönlichkeiten der Neuzeit und Namenspatron unserer Schule vor: Wilhelm Schickhardt. In einem kurzweiligen und interessanten Vortrag, in dem man merkte, dass Herr Braun stets mit Leidenschaft Lehrer war, nahm er die Anwesenden mit in eine andere Welt, die Welt des 17. Jahrhunderts und damit Wilhelm Schickhardts.
Anders als die meisten Wissenschaftler heute, war Wilhelm Schickhardt ein Universalgelehrter. Als Sohn einer angesehenen Herrenberger Familie schlug er nach dem frühen Tod seines Vaters zunächst die traditionelle Bildungslaufbahn ein: Lateinschule vor Ort in Herrenberg, Landexamen, Klosterschule und schließlich der Besuch des Stifts und der Universität in Tübingen, wo er seinen Magister in Theologie erlangte. Anschließend trat er seine erste Pfarrstelle in Nürtingen an, die er mit Engagement ausfüllte.
Gleichzeitig widmete er sich jedoch auch ununterbrochen seinem zweiten Steckenpferd, der Astronomie und der Mathematik. Mit seiner Schrift „Cometen Beschreibung“ von 1619, in der er sowohl eigene Beobachtungen als auch die vorheriger Astronomen darlegte, empfahl er sich für einen Lehrstuhl in Tübingen, wo er fortan lebte. Herr Braun betonte immer wieder, wie modern Wilhelm Schickhardt in seinen Ansichten war und die umfassende Bildung und Interessen, die er hatte. Eine Eigenschaft, die auch heute den Schülerinnen und Schülern am Schickhardt Gymnasium zu eigen ist, wie Frau Bertsch-Nödinger am Ende des Abends betonte. „Herz, Hand und Verstand“ gehörten zusammen, dies sei ein Ziel des Schickhardt-Gymnasiums.
Auch Elisabeth Kaiser, die Vorsitzende des Kulturvereins Herrenberg, der gemeinsam mit dem Astronomiekurs von Johannes Kluth den Abend erst möglich gemacht hatte, betonte in ihrer Begrüßung wie sehr Wilhelm Schickhardt sowohl die handwerklichen, als auch die geistigen Talente miteinander vereinte und wie sehr ihn dies zu einem passenden Namenspatron für unsere Schule macht.
Wie sehr diese Verbindung von Herz und Hand gelingt, bewies nach einer kurzen Pause, in der die Gäste durch die Kursstufe bewirtet wurden, auch der Astronomie Kurs von Herrn Kluth. Johannes Kluth, Oliver Russel und Mico Lichtblau stellten ausgewählte Aspekte aus Schickhardts theoretischen Werken dar. Im Anschluss daran gab es mit Mariana Kämpfe und Jens Weitzer „Schickhardt zum Anfassen“. Sie präsentierten den Anwesenden Nachbauten des Telluriums, mit dessen Hilfe die Planetenlaufbahnen dargestellt werden können, sowie der berühmten Rechenmaschine, der ersten, die auch den Zehnerübertrag korrekt darstellen konnte. Diese Rechenmaschine zog im Anschluss an den Vortrag auch viele Zuhörerinnen und Zuhörer wie magisch an.
Alles in Allem war der Abend ein voller Erfolg und bot neue Einsichten in eine der interessantesten Persönlichkeiten ihrer Zeit und Namenspatron unserer Schule- Wilhelm Schickhardt, der häufig im Schatten seines berühmten Onkels Heinrich steht.
(Bericht: E. Brendecke)