Eine Tradition an Bord und allgemein beliebt ist der „Wiegeklub“. In der Maschinenwerkstatt gibt es eine Balkenwaage, an der eine kleine Schaukel befestigt ist. Jeder, der im Helikopter mitfliegen wird, muss auf dieser Schaukel gewogen werden, alle anderen können sich freiwillig wiegen lassen. Nachdem das Gewicht festgestellt wurde, gibt man eine Prognose ab, ob man bis zum nächsten Sonntag 500g (oder mehr) abnehmen, das Gewicht halten oder 500g (oder mehr) zunehmen wird. Wer falsch getippt hat muss 50 Cent bezahlen. Das Geld wird an die Kinderkrebsstation der Uniklinik Rostock gespendet. Wenn wirklich alle mitmachen und sich der Klub jeden Sonntag trifft, kommt sicherlich eine ganz ordentliche Summe zusammen. Mein Tipp: mindestens 500g zunehmen, womit ich hoffentlich richtig liege, da ich nicht mehr seekrank bin und mir das Essen inzwischen richtig gut schmeckt.
Inzwischen hat auch jeder seinen Seesack mit der Arbeits- und Polarausrüstung bekommen. Somit bin ich nun stolze Besitzerin von mehreren Overalls , darunter auch der rote Polaranzug, sowie alles was dazu gehört von Schuhen über Mützen bis hin zur Sonnencreme. Nach und nach werden diese ganzen Kleidungsstücke sicherlich auf den Fotos hier im Blog auftauchen.
Heute hat sich die CTD-Gruppe, der ich angehöre, zum ersten Mal getroffen. Wir sind eine internationale Gruppe: Raul kommt aus Argentinien, Wei aus China, Nina, Wolfgang, Eva, Gerd und ich aus Deutschland. Arbeitssprache ist somit Englisch, damit alle verstehen worum es geht. CTD steht für Conductivity (Leitfähigkeit), Temperatur und Depth (Tiefe). Aus diesen drei Werten kann man den Salzgehalt und die Dichte berechnen. Das Foto zeigt, wie groß das ganze Gerät ist, an dem unter anderem die CTD angebracht sind.
Über eine Seilwinde wird die CTD-Rosette in Meerestiefen von bis zu 6000 Metern abgelassen, was einem enormen Druck von 600 bar entspricht. Als Vergleich: ein Autoreifen wird bis zu 2,3 bar aufgepumpt. Während den Messungen ist es sehr wichtig den Weg nach unten die ganze Zeit auf dem Monitor zu verfolgen, damit das Gerät rechtzeitig vor Bodenkontakt gestoppt wird. Zusätzlich befinden sich noch ein Sauerstoffsensor, Flurometer (zur Messung des Chlorophyllgehalts), Trübheitsmesser und mehrere Wasserschöpfer, sowie ein ACDP(Acoustic Doppler Current Profiler) am Gerät, welches akustische Signale aussendet. Diese akustischen Signale, werden im Wasser von Kleinstlebewesen und Partikeln reflektiert. So kann die Strömungsgeschwindigkeit des Wassers berechnet werden. Einen ersten Probedurchlauf bis auf 300 Meter hat die ganze Gruppe unter Anleitung von Gerd, dem Leiter des CTD-Teams, durchgeführt. Später werden wir in 2er Gruppen im Schichtdienst arbeiten, da alle 60 Seemeilen (1 Seemeile = 1,852 km) Messungen durchgeführt werden sollen und somit rund um die Uhr eine Aufsicht an Ort und Stelle sein muss.
10-Minutenwerte der Bordwetterwarte vom 02.12.12 10:01 UTC
- Lufttemperatur 18.2 °C
- Wassertemperatur 21.3 °C
- Luftdruck 1012.2 hPa
- Luftdruck, reduziert 1014.5 hPa
- Wahre Windgeschwindigkeit 3.1 m/s
- Wahre Windrichtung 240.2 °
- Relative Windgeschwindigkeit 8.5 m/s
- Relative Windrichtung 21.5 °
- Relative Luftfeuchte 64 %
- Globalstrahlung 1039 W/m²
- Höhe Wolkenuntergrenze 0 ft
- Sichtweite 48955 m
- Position/Länge 17.03976 °
- Position/Breite -40.93534 °
- Schiffsgeschwindigkeit 11.3 kn
- Schiffskurs 206.9 °
Hallo Sabine,
gestern hab ich ein Doku über die „Eroberung“ 🙂 des Südpols von Amundsen und Scott angeschaut und musste gleich an dich denken :-). Deine Erzählungen hören sich echt interessant und spannend an. Ich freu mich schon auf die nächsten Einträge hier.
Ich wünsch dir viele schöne und interessante Tage „da unten“ 🙂
Liebe Grüße, Steffi