26. Dezember – Wale

Diederik D’Hert (Biologie- und Chemielehrer in Belgien) ist an Bord, um marine Vögel, Robben und Wale zu beobachten, zu zählen, zu protokollieren und zu fotografieren. Er ist einer von drei Wissenschaftlern, die in Schichten, 24 Stunden am Tag auf der Brücke anzutreffen sind. Sie stehen immer über Funk in Verbindung. 28_BuckelwalAuch beim Essen liegen meistens Funkgerät und Fernglas auf dem Tisch. Wenn Diederick plötzlich aufspringt und los sprintet, lohnt es sich meistens ebenfalls alles stehen und liegen zu lassen, hinterher zu rennen, denn dann wurde höchstwahrscheinlich ein Orka oder ein anderer Wal gesichtet. Heute hat er, als Experte, den Blogeintrag übernommen 28_Buckelwal1und einige Fotos, die während dieser Reise entstanden sind, zur Verfügung gestellt. Weiter untern findet Ihr die deutsche Übersetzung.

As we were sailing in the ice, the Polar Ecology Team(PolE – Team) kept on conducting whale and bird censuses. Generally speaking, whales are most easily found by looking for blows (spouts) and footprints. Whales are mammals and although they can dive for a long time, they need to come to the surface to breath. When they exhale the air (that has a low oxygen content as most of its oxygen was consumed during diving) from their lungs, the water vapor in its air condenses and creates a typical fountain that stays – depending on the weather conditions – visible for up to almost 15 seconds and can be detected up to 10 nautical miles (if it is a large whale and there are good visibility conditions). The size (from less than one meter up to eight meters) and shape (bushy or tall) of the blow depends on the species and can be used as a first clue to the identification of the species. Sperm whales for instance produce low, bushy left-directed blows (see picture). When whales break the water surface to breath, white wavelets are created, leaving a typical smooth patch with some white foam as they dive: a footprint. 28PottwalWhen the whale itself is seen, the position and shape of the dorsal fin, the body color, size, presence or absence of a fluke and shape of the tail are important features for identifying a species.
Today, only three minke whales have been seen. The minke whale is the most common species to be found in the ice, but difficult to spot due to its behavior: it is a small baleen whale that has a rather inconspicuous blow, surfaces quickly and it is hard to predict if, where and when it will surface again. The minke whale belongs to the baleen whales, together with blue whale, humpback whale and fin whale (all of them have been seen already during this expedition). Whales and dolphins all belong to the taxonomic Order cetacea (cetaceans). The order of the cetacean is divided into the baleen whales and toothed whales. In contrast to the toothed whales – like the Sperm Whale and killer whale – baleen whales don’t have any teeth (they do show however traces of tooth development during their embryotic stages), but instead have a large number of baleens. They are made of keratin and have barb-like sides. The baleen whales feed by taking a huge quantity of water in their mouth. Invertebrates – mainly krill – are then filtered out from the water while it is expelled out of the mouth through the baleens. Toothed whales (dolphins and sperm whales) on the other hand prey mainly on fish or squid.
28OrkaThe killer whale, one of the top predators in the Antarctic, even catches penguins, seals and other whales. As a group of about 10 animals was seen yesterday, we hoped to meet this species again today. However, no luck…

Während wir durch das Eis fahren, erhebt das PolE-Team (Polar Ecology = Polarökologie) Wal- und Vogeldaten. Wale können am einfachsten lokalisiert werden, wenn man nach ihrem Blas und dem sogenannten Fußabdruck (Erklärung siehe unten) Ausschau hält. Wale gehören zu den Säugetieren. Obwohl sie lange Zeit tauchen können, müssen sie zum Atmen an die Oberfläche kommen. Wenn sie ausatmen hat diese Luft einen geringeren Sauerstoffgehalt als die zuvor eingeatmete Luft, da der meiste Sauerstoff während des Tauchens verbraucht wurde. Der Wasseranteil der Ausatemluft kondensiert an der kalten Meeresluft und es entsteht der typische Blas, welcher je nach Wetterbedingungen, bis zu 15 Sekunden lang und über eine Entfernung von bis zu 10 Seemeilen zu sehen ist (bei großen Walen und gutem Wetter). Die Größe (kleiner als ein Meter bis zu acht Metern) und Form (flacher und höher) des Blas ist von  Art zu Art verschieden und kann als erstes Merkmal für die Artbestimmung genutzt werden. Pottwale haben beispielsweise einen kleinen und nach links ausgerichteten Blas (siehe Foto). Wenn Wale zum Atmen an die Oberfläche kommen hinterlassen sie kurzzeitig den sogenannten Fußabdruck: typische Wellenbewegungen des Wassers, gepaart mit einem charakteristischen Luftblasenmuster. Wenn man das eigentliche Tier sieht, liefern Merkmale wie Lage und Form der Rückenflosse, Farbe des Körpers, Größe des Wals, Vorkommen einer Fluke und Form des Schwanzes weitere Hinweise auf die Art.
Heute wurden nur drei Zwergwale gesichtet. Der Zwergwal ist zwar die häufigste Art hier im Eis, aber aufgrund seines Verhaltens sehr schwer zu finden. Er ist ein kleiner Wal mit einem unauffällig Blas, er ist nur kurz an der Oberfläche und es ist sehr schwer vorherzusehen ob, wo und wann er wieder auftauchen wird. Der Zwergwal gehört zusammen mit den Blauwalen, Buckelwalen und Finnwalen zu den Bartenwalen (alle wurden auf dieser Expedition bereits gesichtet). Wale und Delphine werden wissenschaftlich in der Ordnung Cetacea zusammengefasst. Diese unterteilen sich in die Barten- (mysticeti) und Zahnwale (odontoceti). Im Gegensatz zu den Zahnwalen – wie dem Pottwal und Killerwal – haben die Bartenwale keine Zähne. Während ihrer Embryonalentwicklung sind jedoch Zahnanlagen rudimentär vorhanden. Anstatt Zähne haben sie viele Barten. Diese bestehen aus Keratin und haben einen Haarsaum an der Seite. Die Bartenwale filtern riesige Wassermengen und fressen die darin enthaltenen wirbellosen Tiere – hauptsächlich Krill. Zahnwale dagegen fressen hauptsächlich Fisch oder Tintenfisch (Delphine und Pottwale). Der Killerwal, ein gefürchteter Jäger in der Antarktis, frisst sogar Pinguine, Robben oder andere Wale. Gestern wurde eine Schule von 10 Killerwalen gesehen. 28Pottwal1Wir hoffen, dass wir heute wieder welche sehen. Bislang hatten wir jedoch noch kein Glück.

10-Minutenwerte der Bordwetterwarte vom 26.12.12 13:41 UTC

  •      Lufttemperatur    -1.1    °C
  •      Wassertemperatur    -0.9    °C
  •      Luftdruck    993.8    hPa
  •      Luftdruck, reduziert    996.1    hPa
  •      Wahre Windgeschwindigkeit    8.3    m/s
  •      Wahre Windrichtung    158.4    °
  •      Relative Windgeschwindigkeit    8.3    m/s
  •      Relative Windrichtung    35.0    °
  •      Relative Luftfeuchte    93    %
  •      Globalstrahlung    439    W/m²
  •      Höhe Wolkenuntergrenze    1583    ft
  •      Sichtweite    26515    m
  •      Position/Länge    -10.48944    °
  •      Position/Breite    -66.99187    °
  •      Schiffsgeschwindigkeit    0.3    kn
  •      Schiffskurs    67.9    °

4 Gedanken zu „26. Dezember – Wale

    • Hallo Dora,
      das hängt von den Walen ab. Ich würde sagen, 50 Meter entfernt war der nähste, den ich gesehen habe. Meistens sind sie aber so weit weg, dass man nur den Blas erkennen kann und ein Fernglas braucht.

  1. Was ist ihr Lieblingstier in der Antarktis? Und welche Arbeit machen sie auf dem Schiff am liebsten?? 🙂 Und was finden sie schlecht?

    • Hallo Greta und Sophie,
      schlecht finde ich gar nichts!
      Meine Lieblingstiere sind auf jeden Fall die Adeliepinguine. Sie sind sooo süß wenn sie etwas unkoordiniert über das Eis watscheln. 🙂
      Mein Aufgabenbereich auf dem Schiff waren die CTD- und Eiswache und der Blog. Ich habe eigentlich alles gerne gemacht, auch wenn ich dafür manchmal morgens um vier Uhr aufstehen musste. Es hat mir auch wirklich viel Spaß gemacht die Artikel für den Blog zu schreiben und die Fotos zu machen.

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